Was ist eine Kolik beim Pferd?
Wie beim Menschen auch, ist der Begriff Kolik ein Überbegriff für Bauchschmerzen. Er stellt also keine Diagnose dar, sondern eine Symptombeschreibung. Die Ursachen und betroffenen Bereiche der Bauchschmerzen können unterschiedlich sein und man unterscheidet entsprechend mehrere Arten von Koliken. Betroffen können nicht nur der Magen-Darmtrakt sein, sondern auch Blase, Nieren, Eierstöcke, Gallengänge und das Bauchfell.
Daran erkennst du eine Kolik
Jedes Pferd hat ein anderes Schmerzempfinden und verleiht diesem unterschiedlich Ausdruck. Wie stark die Kolik Symptome auftreten, sagt nichts darüber aus, wie schwer die Kolik tatsächlich ist. Die Symptome sind vielfältig und der beste Indikator ist zu beobachten, ob sich dein Pferd untypisch verhält. Gut ist auch, die normalen PAT-Werte (Puls, Atmung und Temperatur) deines Pferdes zu kennen und bei Verhaltensauffälligkeiten zu überprüfen.
Gängige Verhaltensweisen bei einer Kolik sind:
Eine Kolik kann schnell zu einem lebensbedrohlichen Zustand werden, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird. Auch bei leichten Symptomen ist es wichtig, sich den Rat eines Tierarztes zu holen.
Die Ursachen einer Kolik beim Pferd
Die Bauchhöhle des Pferdes umfasst nicht nur die Organe, die für die Verdauung wichtig sind, sondern zum Beispiel auch die Geschlechtsorgane.
Viele Erkrankungen im Bauchraum können Schmerzen und somit Kolik Symptome auslösen. Oft sind es Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt, aber auch der Magen selber kann betroffen sein. So können Magengeschwüre, Magenüberladung oder Gase ebenfalls zu starken Kolik Symptomen beim Pferd führen. Bei manchen Stuten treten auch Kolik Symptome zur oder während der Rosse auf. Andere Pferde neigen bei Wetterumschwung zu Kreislauf- und Verdauungsproblemen, die sich in Kolik Symptomen äußern können.
Oft sind Fütterungsfehler Auslöser für diese Problematik. Eine zu schnelle Futterumstellung, zu große Futtermengen auf einmal, schlechte Zerkleinerung rohfaserreichen Futters durch Zahnprobleme oder ein einseitiges Futterangebot können Probleme bereiten. Dazu kommen als mögliche Auslöser noch Stress, mangelnde Wasseraufnahme, plötzliche Ruhigstellung, Wurmbefall und Verletzungen des Darms wie Quetschungen.
Diese Arten von Kolik solltest du kennen
Gaskoliken:
Dabei entsteht viel Gas im Magen-Darmtrakt, welches nicht entweichen kann. Dadurch kommt es zu unangenehmem Druck und Schmerzen beim Pferd. Die Ursachen dafür können oft Probleme im Futtermanagement sein:- Aufnahme von stark gärenden Futtermitteln wie:
- Klee
- In der Sonne gelagerte Grünfutter
- Frischer Biertreber oder Apfeltrester
- Mais
- Junges oder nasses Gras
- Verkeimte Futtermittel durch Pilze und Bakterien
- Veränderungen des Darmmilieus durch zu schnelles Anweiden oder plötzliche Futterwechsel
Krampfkolik:
Krämpfe im Magen-Darm-Trakt können vielfältige Ursachen haben. Wie fast alle Formen der Kolik können Krampfkoliken beim Pferd durch Stress, Fütterungsfehler, Bewegungsmangel, Zyklusstörungen oder auch starken Wurmbefall ausgelöst werden.
Verstopfungskolik:
Verstopfungskolik, auch als obstruktive Kolik bezeichnet, ist eine Form der Kolik, bei der eine Blockade im Verdauungstrakt des Pferdes auftritt. Einige Gründe für Verstopfungskoliken beim Pferd können sein:- Zu geringe Wasseraufnahme
- Zu üppige und schnelle Futteraufnahme durch zum Beispiel zu viel Stroh, Einstreu oder quellende Futtermittel
- Zahnprobleme
- Starker Parasitenbefall
- Bewegungsmangel
- Andere Erkrankungen
Sandkolik:
Eine Sandkolik ist oft auf ein falsches Haltungs- und Fütterungsmanagement zurückzuführen. Sand und Dreck wird entweder über das Futter oder direkt vom Boden aufgenommen, der Sand sammelt sich in den Schlingen des Dickdarms und klumpt zusammen. Der Darm wird immer träger und ein Darmverschluss kann die Folge sein.
Darmverlagerung, -verdrehung, -einstülpung (Invagination) oder Darmverschluss:
Der Darm ist durch Haltebänder im Bauch des Pferdes in seiner Position fixiert. Diese Haltebänder sind teilweise sehr lang und im ungünstigsten Fall kann es vorkommen, dass sich der Darm dreht oder verlagert.
Durch diese Verdrehung können Darmbereiche, wie bei einem Schlauch, abgedreht werden. Der Darminhalt kann somit nicht weiterbefördert werden und die Durchblutung des Darmes wird ebenfalls gestört.
Es kommt zu einer Anschoppung vom Futterbrei im Darm. Der Darminhalt fängt an zu gären und die Gase blähen den Darm auf. Durch die gestörte Durchblutung können Teile des Darms absterben.
Bei einer Invagination schiebt sich ein Darmanteil in den davorliegenden Darm. Häufig ist die Ursache hierfür eine erhöhte Darmbewegung. Diese kann beispielsweise auf Grund von Durchfall beim Pferd oder bei einem Befall mit Parasiten beobachtet werden.
Beide Fälle führen zum teilweise oder kompletten Abschnüren des Darmes. Durch das Abschnüren des Darmes werden Blutgefäße gequetscht, wodurch der Darm schlechter durchblutet wird. Die Darmwand wird durch diesen Vorfall geschädigt. Flüssigkeit tritt aus dem Darm und den Blutgefäßen in den Bauchraum. Bakterien und Giftstoffe gelangen in das Blut. Wenn die Verschlingungen nicht gelöst werden, können innerhalb kürzester Zeit Darmbereiche unwiderruflich absterben.
Magenüberladung beim Pferd:
Hierbei kann es sich um eine primäre Überladung des Magens durch quellende Futtermittel handeln, oder um eine sekundäre Überladung durch einen Rückstau aus dem Darmtrakt. Diese Form der Kolik ist ein dringender Notfall, da sie heftigste Schmerzen verursacht und die Überdehnung bis zum Reißen des Magens führen kann. Anzeichen können sein: Speicheln, Vorstrecken des Halses, Atemprobleme und Kreislaufschwäche.
Erste Hilfe bei Kolik Symptomen beim Pferd – So handelst du richtig
Wenn dein Pferd Anzeichen von Schmerzen im Bauchbereich zeigt, solltest du stets Ruhe bewahren. Rufe vorsichtshalber deinen Tierarzt, denn Kolik Symptome können schnell zum Notfall werden. Damit dein Tierarzt gut informiert ist, wenn er zu dir auf den Hof kommt, kannst du deinem Tierarzt bereits wichtige Informationen und Anhaltspunkte für die Diagnose vorab liefern.
- PAT-Werte:
Überprüfe Puls, Atmung und Temperatur deines Pferdes. Mehr zu den PAT-Werten und wie man sie misst, findest du in unserem Lexikonbeitrag PAT-Werte. - Dauer und Art der Kolik Symptome
- Konsistenz und Häufigkeit von Kot- und Harnabsatz
- Der Zeitpunkt der letzten Fütterung und die Futtermittel
- Eventuelle Futterumstellungen
- Impfungen, Entwurmungen, medizinische Vorgeschichte
- Besonderheiten von Training und Belastung
- Züchterischer Vorbericht zu Deckdatum, Trächtigkeitsstadium und Auffälligkeiten
Du kannst dein Pferd bis zum Eintreffen des Tierarztes an einem langen Strick oder der Longe führen, um den Kreislauf und die Darmtätigkeit in Schwung zu halten. Bereiche mit relativ weichem Boden wie die Halle oder ein Reitplatz sind dafür gut geeignet, denn da kann sich dein Pferd auch hinlegen und wälzen, ohne sich oder andere zu verletzen.
Futter- und Wasseraufnahme solltest du bis auf weiteres unterbinden. Schwitzt das Pferd sehr stark, kann es eingedeckt werden, um verkühlen vorzubeugen. Beobachte den Kot- und Harnabsatz deines Pferdes.
Schmerzen können dazu führen, dass sich Pferde auf eine Art und Weise verhalten, die dir gefährlich werden kann. Achte bei der Ersten Hilfe stets auf deine eigene Sicherheit. Deinem Pferd ist nicht geholfen, wenn du verletzt wirst.
Wie wird eine Kolik beim Pferd behandelt und wann braucht es eine Operation?
Es gibt keine einheitliche Vorgehensweise bei einer Kolik. Die Behandlung und eine eventuelle Operation richten sich stets nach der zugrundeliegenden Erkrankung. Bei leichten Anzeichen von Verstopfungen oder Blähungen können bereits entkrampfende Medikamente und Mittel gegen Blähungen ausreichen. Bei Magenüberladungen kommt die Magen-Schlund-Sonde zum Einsatz, um den Mageninhalt abzuführen.
Liegen stärkere Verstopfungen, Blähungen, Darmverschlingung oder ein Darmverschluss vor, muss das Pferd in der Regel in eine Tierklinik für weiterführende Untersuchungen oder eine Operation gebracht werden.
In den meisten Fällen, in denen es zu einer Kolik-OP kommt, gibt es keine alternativen Behandlungsformen. Ob die OP erfolgreich verläuft, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Studien weltweit kamen über die letzten 30 Jahre zu verschiedenen Ergebnissen. Diesen nach liegt die Überlebenschance bei etwa 60-75 %. Andere schätzen die Überlebenschancen noch höher ein. Entscheidend sind dabei das frühe Erkennen, der Gesamtzustand des Pferdes und mögliche Komplikationen.
Was kostet eine Kolik?
Die Kosten für eine Kolik Behandlung können vom hohen 3-stelligen Bereich bis hin in den 5-stelligen Bereich reichen, je nach Schwere des Verlaufs und Komplikationen.
Durchschnittliche Kosten für eine Kolik-OP liegen zwischen 2.000 € und 10.000 €. Inzwischen gibt es Pferdekrankenversicherungen, die auch Kolik-OPs abdecken. Wie hoch die Deckungsbeiträge sind, hängt dabei vom Versicherungstarif ab.
Was kann ich füttern, wenn mein Pferd eine Kolik hat?
Bis der Tierarzt kommt, sollte dein Pferd kein Futter zu sich nehmen. Bei einer leichten Kolik kannst du auch nach Absprache mit deinem Tierarzt deinem Pferd ColoSan nach Fütterungsempfehlung geben. ColoSan ist eine Lösung bestehend aus Sternanisöl, Bitterfenchelöl, Kümmelöl, Zimtöl und Schwefel in Leinsamenöl und kann entkrampfend und beruhigend auf den Magen-Darmtrakt wirken.
Weitere Maßnahmen werden durch den Tierarzt in Angriff genommen. Nachdem dein Tierarzt den Hof verlassen hat oder du in die Klinik mit deinem Pferd gefahren bist, solltest du zwingend den Anweisungen des Tierarztes Folge leisten.
Du solltest sehr darauf achten, dass dein Pferd nach einer überstandenen Kolik viel qualitativ hochwertiges Heu bekommt. Sobald es deinem Pferd besser geht, kannst du deinem Pferd zwei bis drei Tage hintereinander zusätzlich Mash in kleinen Portionen füttern und Leinsamen mit etwas Öl anbieten. Kraftfutter sollte, wenn benötigt, immer nach einer ausgiebigen Heuration gefüttert werden. Die Kraftfutterration sollte auf viele kleine Mahlzeiten verteilt werden und hoch verdauliche Futterkomponenten aufweisen. Idealerweise empfiehlt dir dein Tierarzt ein passendes Mash sowie Kraftfutter.
Sollte die Kolik aufgrund eines Fütterungsfehlers entstanden sein, solltest du dein Fütterungsmanagement grundlegend überdenken. Alles Weitere solltest du mit deinem Tierarzt oder einer Ernährungsberatung klären.
Diese Fehler solltest du vermeiden: Koliken beim Pferd vorbeugen
Falsche Fütterung:
Zu wenig Heu, zu viel Stroh, eine schlechte Futterqualität, verschimmeltes oder vergorenes Futter, eine zu kurze Faserlänge der Futtermittel, Fütterung von Brot oder anderen stark gärenden Produkten, stark quellende Futtermittel oder zu viel Futter pro Ration. Die möglichen Fütterungsfehler sind vielseitig.
Achte auf die unbedenkliche Qualität aller Futtermittel und ein ausreichendes Heu- beziehungsweise Rohfaserangebot von mindestens 1,5 kg je 100 kg Körpergewicht. Falls dein Pferd Kraftfutter bekommt, solltest du zuerst Heu füttern und danach Kraftfutter. Dein Kraftfutter sollte auf viele kleine Mahlzeiten am Tag verteilt werden.
Gehäckselte Futtermittel wie Heu, Gras und Stroh sollten eine Mindestlänge von 3 bis 5 cm haben. Junges Gras, Äpfel, Brot und Co. sollten nur in Maßen verfüttert werden.
Futterumstellung:
Ungewohnte Mengen oder Verhältnisse der Nährstoffe können die Verdauung eines Pferdes durcheinanderbringen. Die Mikroorganismen der Darmflora sind an spezielle Nährstoffe und Umgebungsbedingungen gewohnt. Plötzliche Änderungen des Nahrungsangebotes können das Darmmilieu kippen lassen und es kann zu Aufgasungen und einer Dysbalance der Mikroorganismen im Darm kommen.
Der Wechsel der Futtermittel, sowohl Rau- und Kraftfutter als auch Gras, sollte stets langsam und schrittweise vorgenommen werden.
Schlechter Zahnstatus:
Pferde mit einem schlechten Zahnstatus können ihr Raufutter meist nicht ausreichend zerkleinern und das Abschlucken zu langer Fasern kann zu Verstopfungen führen. Hinzu kommt, dass der Futterbrei nicht ausreichend eingespeichelt werden kann und somit der Speichel als Puffer für den Magen nicht ausreichend vorhanden ist. Daher ist ein jährlicher Check der Zähne sehr wichtig. Ältere Pferde oder Pferde mit bekannten Zahnproblemen sollten öfters vorstellig werden. Lange Fasern oder unzerkaute Körner im Kot können hierfür ein Anzeichen sein.Zu geringe Wasseraufnahme:
Eine zu geringe Wasseraufnahme verschlechtert den Flüssigkeitshaushalt des Organismus und führt zudem zu einem unzureichend durchfeuchteten Futterbrei.
Die Ursache hierfür liegt oft am Zustand der Wasserquelle:
- Eingefrorene Tränken
- Kaputte Tränkebecken
- Verschmutzte Tränken
- Eine niedrige Flussmenge in der Selbsttränke
- Zu kaltes Wasser
- Schlechter Wasserzugang auf der Weide
Die regelmäßige Kontrolle der Tränken, sowohl in der Box als auch auf der Weide, ist also ein Muss.
Wann darf ich mein Pferd nach einer Kolik wieder reiten?
Du solltest immer zuerst den Rat deines Tierarztes einholen. Bei einer sehr leichten Kolik kannst du nach 1-2 Tagen mit dem Bewegen wieder beginnen.
Starte das Training langsam und steigere die Intensität Tag für Tag bis zum normalen Pensum. In der ersten Woche solltest du dennoch sehr auf dein Pferd achten und nichts erzwingen! Gehe lieber eine Runde gemütlich ausreiten, wenn sich dein Pferd noch etwas erschöpft und schwach anfühlt. Im Zweifel frage bitte erneut deinen Tierarzt.
Download Infografik "Kolik beim Pferd"
Gerne kannst du dir die Infografik zum Thema "Kolik beim Pferd" hier downloaden. Falls du Fragen hast, kannst du dich gerne bei uns per Mail oder auch telefonisch melden.