Headshaking beim Pferd ist ein Verhalten, das für viele Pferdehalter und Reiter ein Rätsel darstellt. Es beschreibt das unkontrollierte Schütteln des Pferdekopfes. Die Intensität und Häufigkeit variieren stark und treten in verschiedenen Situationen auf. Die genauen Ursachen können ebenso vielseitig sein und bleiben nicht selten ungeklärt. Wir klären in diesem Beitrag auf, was über Headshaking bei Pferden bekannt ist und welche Maßnahmen du selbst ergreifen kannst.
Was ist Headshaking?
Seit bereits über 200 Jahren gibt es Aufzeichnungen über auffälliges Kopfschütteln bei Pferden. Lange wurde es als reines Verhaltensproblem behandelt. Doch das unkontrollierte Schütteln und Schlagen mit dem Pferdekopf ist nicht einfach ein Zeichen von Unwille oder Trotz. Dieses Verhalten ist vielmehr ein Ausdruck von Unbehagen und Schmerzen. Erst seit den 1970er Jahren wird Headshaking als Nervenerkrankung wahrgenommen.
Die Erkrankung „Headshaking“ zeichnet sich durch ungewöhnliche Kopfbewegungen aus. Diese können horizontal, vertikal oder sogar kreisförmig sein, wobei das Auf- und Abbewegen am häufigsten beobachtet wird. Neben dem Kopfschütteln zeigen betroffene Pferde oft weitere Symptome wie häufiges Niesen oder Reiben der Nase.
Die Ursachen für das Auftreten von Headshaking sind vielfältig. Es gibt Hinweise darauf, dass Stress und intensive Sonneneinstrahlung Auslöser sein können. Daher ist es häufiger im Training und mit Beginn des Frühlings zu beobachten. Zudem scheinen Wallache und Hengste anfälliger für diese Erkrankung zu sein als Stuten.
Verschiedenen Formen von Headshaking
Je nach Ursache unterscheidet man bei Headshaking verschiedene Formen:
Symptomatisches Headshaking
Bei dem Symptomatischen Headshaking liegt für die Symptomatik stets eine physiologische Ursache vor. Das können Erkrankungen oder Beschwerden durch äußere Einflüsse sein. Diese Form liegt bei etwa 10% der Fälle vor. Durch ein Abstellen des Auslösers kann die Problematik behoben werden.
Idiophatisches Headshaking
In 90% der Fälle liegt ein Idiopathisches Headshaking vor. Das Wort idiopathisch beschreibt im medizinischen Bereich Erkrankungen für die keine klare Ursache definiert werden kann.
Das bedeutet nicht, dass diese Krankheiten nicht behandelt werden können. Ihre Behandlung stellt sich nur als wesentlich komplexer heraus, da das Abstellen einer unklaren Ursache sich schwierig darstellt.
Im Fall von Headshaking wird davon ausgegangen, dass für die idiopathische Form der große Gesichtsnerv Trigeminus verantwortlich ist. Daher wird heutzutage auch von Trigeminal-mediated Headshaking gesprochen statt von idiopathischem. Durch eine Überempfindlichkeit des Nervs können Juckreiz und Berührungsempfindlichkeit ausgelöst werden. Ob es einen Erbfaktor für das Trigeminal-mediated Headshaking gibt ist bisher nicht bekannt.
Stereotypes Verhalten
In seltenen Fällen wird Headshaking als stereotypes Verhalten eingestuft. In diesen Fällen gelten psychische Ursachen (Stress, schlechte Haltung) als Auslöser. Zum Teil kann auch hier durch das Abstellen der ursprünglichen Ursache das Problem behoben werden. Bei manchen Pferden bleibt das stereotype Verhalten danach dennoch bestehen.
Woran erkennt man Headshaking bei Pferden?
Das markante Kopfschlagen bei Pferden kann in der Anfangsphase leicht mit normalen Verhaltensweisen verwechselt werden, wie etwa dem Abwehren von Insekten. Allerdings zeigt sich das krankhafte Kopfschlagen besonders unter Belastung und ohne offensichtliche äußere Ursachen. Oft wirkt es ruckartig, als ob das Pferd plötzlich von Schmerzen durchzuckt wird.
Bei Pferden mit Headshaking treten oft Begleiterscheinungen wie häufiges Schnauben, Flehmen, grundloses Niesen oder das Reiben der Nase an Beinen und Gegenständen auf. Auffälliges Zungenspiel, Hochziehen der Oberlippe und Schlagen mit den Vorderbeinen können ebenfalls beobachtet werden.
Die Symptome können plötzlich und ohne Vorwarnung auftreten oder sich über die Zeit entwickeln. Bei der schrittweisen Entwicklung gibt es verschiedene Schweregrade:
Grad 1: Selten auftretende Symptome mit geringen klinischen Anzeichen. Das Pferd ist weiterhin reitbar.
Grad 2: Moderate Symptome, die sich bestimmten Situationen zuordnen lassen. Das Pferd ist eingeschränkt reitbar.
Grad 3: Häufige und deutliche Symptome. Das Pferd ist beim Reiten nur schwer zu kontrollieren.
Grad 4: Symptome machen das Pferd unreitbar oder unkontrollierbar.
Grad 5: Das Pferd zeigt auffällige Verhaltensmuster bis hin zu gefährlichen Verhalten für sich selbst und andere.
Ursachenforschung und Behandlung bei Headshaking
Während die Diagnose Headshaking leicht vermutet werden kann, ist die genaue Diagnose des zugrunde liegenden Auslösers ein langer und oft auch kostspieliger Prozess. Um den Prozess zu vereinfachen gibt es eine Liste von Ursachen, die schrittweise abgearbeitet werden kann. Die Diagnose erfolgt oft nach dem Ausschlussverfahren.
Ärztliche Untersuchungen
Die Untersuchung von Pferden, die unter Headshaking leiden, beginnt immer mit einem Gespräch mit dem Besitzer oder Reiter. Dabei werden viele Fragen gestellt, um herauszufinden, wie oft das Pferd den Kopf schüttelt, wie stark es dies tut, und wann es auftritt. Sogar kleine Details wie das Wetter können wichtig sein.
Danach wird das Pferd genau untersucht. Der Tierarzt überprüft den Puls, die Atmung und die Temperatur des Pferdes und schaut sich den Kopf des Pferdes an, einschließlich der Ohren, des Munds und der Augen. Der ganze Körper wird abgetastet, um nach Auffälligkeiten zu suchen. Da unangenehme Ausrüstung oder ein falscher Reitstil das Headshaking verursachen könnten, wird das Pferd auch beim Reiten und Longieren beobachtet und die Ausrüstung wird genau überprüft.
Wenn die ersten Untersuchungen nicht ausreichen, um die Ursache des Headshakings zu finden, werden weitere Tests gemacht. Dazu gehören zum Beispiel eine Kamerauntersuchung der Atemwege, der Luftsäcke und der Ohren, Röntgenbilder oder Computertomografie von Kopf und Hals, Allergietests und Blutuntersuchungen. Auch Untersuchungen des Gehirns und der Nerven können helfen, festzustellen, ob das Pferd Schwierigkeiten beim Sehen hat oder sehr empfindlich auf Licht, Geräusche und Berührungen reagiert.
Wenn all diese Untersuchungen keine Ursache für das Headshaking zeigen, wird als letzter Schritt eine Untersuchung des Gesichtsnervs gemacht. Das kann zum Beispiel eine Betäubung des Nervs oder eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit sein. Diese Untersuchungen sind aber invasiver und teurer als die vorherigen.
Therapie
Die Therapie erfolgt im Grunde im gleichen Zug wie die Ursachenforschung. Bei der Ursachenforschung wird versucht die Auslöser abzustellen und bei der am wenigsten invasiven Form begonnen. Kann eine Ursache identifiziert werden, wird dahingehend gearbeitet diesen Auslöser langfristig abzustellen oder ein passendes Symptommanagement zu finden.
Wenn das Pferd zum Beispiel übermäßig empfindlich auf Licht reagiert, gibt es Strategien, um starke Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Das Pferd kann abends oder nachts auf die Weide gebracht werden, es kann mehr Schatten angeboten werden oder es können Masken mit UV-Schutz verwendet werden, um die Beschwerden zu lindern.
Wenn das Headshaking aufgrund einer Krankheit oder Allergie auftritt, muss diese spezifisch behandelt werden. Wenn festgestellt wird, dass das Headshaking aufgrund einer Erkrankung des Trigeminusnervs auftritt, gibt es verschiedene Verfahren, die angewendet werden können.:
Pens
Pens steht für prekutane elektrische Nervenstimulation. Dabei wird unter Sedierung der Nerv mit elektrischer Spannung desensibilisiert. Die Behandlung muss zu Beginn mehrfach und danach nach Bedarf bei Verschlechterung wiederholt werden. Bisher zeigt sich diese Therapie als vielversprechend und stellt nur einen relativ kleinen Eingriff dar.
Medikamente aus dem Humanbereich
Spezifische Medikamente für Headshaking gibt es nicht. Die Problematik mit dem Trigeminusnerv gibt es jedoch auch im Humanbereich. In diesem gibt es Wirkstoffe die bereits erfolgreich bei Pferden eingesetzt werden konnten. Allerdings wirken diese nicht bei allen Pferden, sind dopingrelevant und haben eventuell Nebenwirkungen.
Operation
Als absolute Nofallmaßnahme gilt der operative Eingriff, bei dem eine Metallspirale im Bereich des Gesichtsnervs eingesetzt wird. Diese findet nur bei einer drohenden Einschläferung statt. Der konstante Druck wirkt sich schädigend auf den Gesichtsnerv aus.
Injektion von Glycerol in den Nerv
Ebenfalls eine Therapie aus dem Humanbereich ist die Injektion von Glycerol in die Nervenbahn des Trigeminus. Diese Therapie zeigt sich bisher erfolgreich, allerdings sind weitere Behandlungsergebnisse nötig um Aussagen zur langfristigen Erfolgsrate und Komplikationen machen zu können.
Was kann man gegen Headshaking tun?
Vorbeugung
Eine direkte Krankheitsvorbeugung gegen Headshaking gibt es nicht. Die beste Vorbeugung in diesem Fall ist es, sein Pferd gesund zu erhalten und eine pferdegerechte Haltung zu gewährleisten. Dazu zählen die bedarfsgerechte Fütterung mit qualitativ einwandfreiem Futter, sauberes Wasser, regelmäßige leistungsgerechte Bewegung, viel Auslauf, ein reizarmes Stallklima und ein harmonisches Zusammenleben mit Artgenossen und dem Menschen. Beim Training sollte auf eine passende Ausrüstung geachtet werden, sowie Stress und Überlastung vermieden werden.
Ursachenforschung
Besteht bei deinem Pferd der Verdacht auf Headshaking kannst du aktiv in der Ursachenforschung mithelfen.
Notiere alles was dir zum Kopfschlagen bei deinem Pferd auffällt. Ein Tagebuch eignet sich hierfür sehr gut.
- Welche Symptome treten auf und wie intensiv?
- Wie oft und wann treten die Symptome auf? (Tags, Nachts, Sommer, Winter, Hitze, usw.)
- Zeigt sich das Kopfschlagen beim Reiten oder Longieren? Wird es in der Bewegung stärker?
- Was hilft bei den Symptomen? (Masken, Fransenband, Schatten)
- Hat das Pferd weitere Krankheitssymptome? (Fieber, Husten, Nasenausfluss)
- Wurde es vor kurzem wegen einer Erkrankung behandelt?
Überprüfe die Ausrüstung. Das Austauschen der Trense gegen eine gebisslose Zäumung oder das Überprüfen des Sattels durch einen Sattler kann schnell Besserung verschaffen, wenn es daran liegt.
Berücksichtige bei der Ursachenforschung auch mögliche Allergien. Futtermittel, Pflegeprodukte und Pflanzen in der Umgebung können reizend wirken und damit Headshaking auslösen.
Fütterung bei Headshaking
Bei der Fütterung sollte auf die Qualität geachtet werden. Das Futter sollte staubarm und frei von Schimmel sein, um Reizungen der Schleimhäute und Allergien zu vermeiden.
Mineralfutter liefern alle nötigen Spurenelemente und Vitamine, die der Organismus braucht. Gerade bei bestehenden Entzündungsprozessen und regelmäßigen Regenerationsprozessen ist die reichliche Versorgung an Nährstoffen wichtig, um den zusätzlichen Bedarf zu decken.
Download Infografik Headshaking beim Pferd
Gerne kannst du dir unsere Infografik zum Thema Headshaking beim Pferd hier downloaden. Falls du Fragen hast, kannst du dich gerne bei uns per Mail oder auch telefonisch melden.