Leider ist das Thema sauberes Tränkwasser in praktisch keinem Stall bisher in der Diskussion.
Wasser kommt aus der Tränke. Woher aber stammt es? Aus einem Brunnen? Aus der Wasserleitung von den Stadtwerken? Die wenigsten Pferdebesitzer kümmern sich darum. Reinigung von Tränken? Meist Fehlanzeige. Gereinigt wird nur, wenn Heu / Stroh oder Äpfel in der Tränke liegen. Und dann wird auch nicht desinfiziert. Wenn Boxen länger leer gestanden haben, werden die Tränke nicht desinfiziert, bevor ein neues Pferd einzieht, die möglicherweise verkeimte Leitung kümmert niemanden. Es wird nur überprüft, ob die Tränke läuft.
Wasserhygiene, ein wesentlicher Punkt in der Pferdegesundheit
Wasserhygiene ist allerdings ein wesentlicher Punkt in der Gesundheit unserer Pferde. Nutztierhalter wissen das. Ihre meist konventionell gehaltenen Tiere bekämen bei ungenügender Sauberkeit des Tränkwassers sehr schnell Durchfall und andere Erkrankungen.
Das würde sich dann für den Tierhalter nicht lohnen. Aus diesem Grund ist sauberes, keimarmes Tränkwasser im Nutztierstall ein Muss.
Im Pferdestall ist das von geringem bis keinem Interesse. In meiner 20-jährigen Tätigkeit als Gesundheitscoach für Pferde werde ich tagtäglich mit schweren gesundheitlichen Problemen bei Pferden konfrontiert. Oft sind die Tiere austherapiert. Verkeimtes Tränkwasser spielt immer häufiger eine zentrale Rolle bei Darmproblemen, die sich dann an der Lunge, im Nervenkostüm, der Haut oder im Stoffwechsel zeigen.
Wasser in Pferdeställen, ein teures Gut?
In Zeiten des allgemeinen Klimawandels wird Wasser teuer. Viele Ställe haben daher inzwischen Brunnenanlagen.
Fast nie werden Wasserleitungen oder Brunnen sowie Wasserfässer oder Tanks irgendwie gewartet, also regelmäßig gereinigt und desinfiziert.
Überall, wo Wasser steht, bildet sich sehr schnell, je nach Außentemperatur innerhalb von wenigen Tagen, eine Verkeimung. Ringleitungen, in denen das Wasser kontinuierlich bewegt wird, sind meist nicht davon betroffen. Brunnenwasser ist sehr oft ein Problem. Wenn Pferde täglich verkeimtes Tränkwasser konsumieren, ist die Wahrscheinlichkeit einer Dysbiose im Dickdarm mit allen gesundheitlichen Folgen die Regel. Meist dauerhaftes Kotwasser, dass trotz aller Bemühungen nicht in den Griff zu bekommen ist. Oder chronischer Husten / Equines Asthma, u. A., aufgeschwemmte Pferde, sehr magere Pferde, etc. Es sind meistens auch nicht alle Pferde krank. Pferde mit einem intakten Darmmikrobiom sind lange Zeit robust gegenüber einer täglichen Keimflut aus dem Wasser.
Wasserqualität in Ställen, erschreckende Erkenntnis aus der Wissenschaft
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, in denen zahlreiche Wasserproben aus Pferdeställen untersucht wurden. Tatsächlich stimmen die gefundenen Zahlen sehr nachdenklich. Mehr als 70 % aller Tränkwasseranlagen in Deutschlands Pferdeställen sind hochgradig verkeimt. Das Wissen, dass eine regelmäßige Wartung und Desinfektion der Tränkwasseranlagen zwingend ist, ist vor allem auch bei den Stallbesitzern gar nicht vorhanden. Hier besteht enormer Nachholbedarf.
Leider sind auch die angebotenen Untersuchungen oft nicht ausreichend. Eine Analyse nach Trinkwasserverordnung bringt die meisten Keime, die für das Pferd Relevanz haben, nicht ans Licht, da nur Legionellen überprüft werden.
Tränkwasseranalysen ein zukünftiges MUSS?
Eine Tränkwasseranalyse ist ebenfalls aufgrund des überprüften Keimspektrums nicht ausreichend, kann aber Hinweise liefern, dass etwas mit dem Wasser nicht stimmt.
Insbesondere sollte untersucht werden auf Bacillus, Acinetobacter, pathogene E. Coli und Corynebakterien. Diese begegnen uns in der Beratung täglich in den untersuchten Kotproben von kranken Pferden. Leider findet man diese Keime nur in speziellen, nicht standardmäßigen Untersuchungen.
Es wird Zeit, diesen elementaren Faktor in der Pferdegesundheit vermehrt in den Fokus zu nehmen.
Verfasser: Anja Beifuss, Dipl. Ing. (FH), GL Tierernährung HBD-Agrar e.K.