Adipositas, auch als Fettleibigkeit und Übergewicht bekannt, ist die häufigste ernährungsbedingte Störung bei Hunden. Für Herrchen und Frauchen oft ein sehr sensibles und emotionales Thema, denn niemand hört gerne, dass sein Hund zu dick ist, noch weniger möchte man das zugeben. Oft wir es mit „Nein, das ist alles nur Fell!“ oder „Mein Hund hat einen schweren Knochenbau!“ kaschiert.
Leider hat Übergewicht fatale Folgen: Bis zu 2 Jahre können überflüssige Kilos die Lebenserwartung des Hundes verkürzen. Herzerkrankungen, Diabetes und Arthritis sind oft daraus resultierende Krankheiten.
Klinisch gesehen spricht man von Übergewicht, wenn ein Hund mindestens 10 % mehr als sein Idealgewicht auf die Waage bringt. Tipps, wie Ihr dafür sorgen könnt, dass euer Hund gar nicht erst zu dick wird, geben wir euch in diesem Beitrag.
Wie entsteht Übergewicht?
Übergewicht kann einige Ursachen haben. Bedingt durch Hormone, Krankheit, Rasse oder schlicht und ergreifend in den häufigsten Fällen durch Überfütterung und Bewegungsmangel.
Nimmt ein Hund mehr Energie auf als er verbraucht, wird die überschüssige Energie in den Fettzellen (=Adipozyten) gespeichert. In der Wachstumsphase entscheidet sich, wie viele dieser Fettzellen ein Hund haben wird. Je mehr Kalorien ein junger Hund über das notwendige Maß hinaus erhält, desto mehr Fettzellen entstehen als ‚Energiespeicher‘. Aber Achtung, zu wenig darf es hier auch nicht sein, da dem Welpen sonst die Grundlage für ein vernünftiges Wachstum fehlt. Daher ist die richtige Ernährung des Junghundes das A und O, um eine gesunde und gute Entwicklung zu gewähren und gleichzeitig einer Adipositas vorzubeugen.
Das richtige Maß an Energie
Leider geht die Anzahl der einmal entstandenen Adipozyten nicht mehr zurück. Lediglich die Zellgröße verändert sich bei Gewichtsreduktion. Eine angemessene Zufuhr von Energie, angepasst an die Lebensphase des Hundes, hilft Übergewicht vorzubeugen.
Je nach Rasse und Aktivität braucht ein erwachsener Hund täglich zwischen 36 und 84 kcal pro Kilogramm Körpergewicht, um sein Gewicht zu halten. Auch zu bedenken ist, dass Zwergrassen und kleine Hunde mehr Energie pro Kilogramm Körpergewicht benötigen als größere Hunde. Die Körperoberfläche ist in Relation zum Körpervolumen bei kleinen Tieren größer, als bei großen Tieren. Daher sind der Wärmeverluste über die Hautoberfläche pro kg Körpermasse und dadurch auch der Energieverbrauch bei kleinen Hunden höher, als bei großen Hunden.
So braucht zum Beispiel ein Zwergpudel, der durchschnittlich rund 5 Kilogramm wiegt, etwa 335 bis 420 kcal pro Tag (67 bis 84 kcal x 5). Ein deutscher Schäferhund, der im Durchschnitt etwa 33 Kilogramm wiegt, benötigt ungefähr 1.353 bis 1.749 kcal (41 bis 53 kcal x 33).
Futtert ein Hund dauerhaft zu viele Kalorien in sich hinein, ohne dass ihm entsprechend Bewegung ermöglicht wird, nimmt er unweigerlich zu. Hier hilft nur: Futterrationen verkleinern, Auslauf intensivieren – am besten beides in Absprache mit dem Tierarzt. Auch Leckerlis sind oft eine Übergewichtsfalle. Diese sollten immer in die Gesamtration des Hundes eingerechnet werden.
Rassetypisch dick?
Manche Rassen wie Cairn Terrier, Labrador, Golden Retriever, Basset, Cockerspaniel oder Beagle fressen alles, was sie finden. Wie ein Staubsauger wird alles Essbare inhaliert. Hier solltet ihr aufpassen, dass euer Hund sich nichts erschleicht: vom Nachbarn, vom unbeaufsichtigten Einkauf, vom Couchtisch oder vom Komposthaufen. Natürlich gibt es auch Rassen, denen man eine gewisse ‚Faulheit‘ nachsagt. Diese weniger bewegungsfreudigen Rassen wie z.B. Deutsche Doggen, Englische Bulldoggen und Bernhardiner neigen gerne zu Übergewicht. Dies trifft zwar nicht auf alle, aber auf die meisten Vertreter Ihrer Rasse zu.
Alter und Geschlecht
Mit zunehmenden Lebensjahren verändert sich der Stoffwechsel eines Hundes. Es kommt zum Abbau von Muskelmasse zugunsten der Anlage von Fettreserven – Übergewicht kann die Folge sein. Meistens beginnt dieser Prozess bei den meisten Rassen mit sieben bis zehn Jahren.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Hündinnen eine strengere Diät brauchen, um dieselbe Gewichtsabnahme zu erreichen wie Rüden. Vor allem kastrierte Hündinnen neigen zu Übergewicht. Das hängt mit hormonellen Veränderungen zusammen. Manche haben auch nach der Kastration weniger Lust auf Bewegung und verbrennen daher schon weniger Kalorien. Auch hier hilft nur viel Bewegung und eine reduzierte Kalorienzufuhr. Oft ist die Umstellung auf Diätfutter oder, bei entsprechendem Alter, auf Seniorfutter eine Option.
Durch Erkrankungen übergewichtig
Hat euer Hund eine Verletzung am Bewegungsapparat, kann er sein Bewegungspensum nicht erfüllen? Hier muss die Ration angepasst und neu berechnet werden, sonst führt dies bald zu Gewichtsproblemen.
Es gibt einige Erkrankungen, die Übergewicht hervorrufen können, wie eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose), eine Fehlfunktion der Nebenniere (Morbus Cushing) oder eine Fehlfunktion des Hypothalamus (Steuerung des vegetativen Nervensystems). Übergewicht kann außerdem auftreten, wenn der Hund Medikamente wie Kortison einnehmen muss. Bei Übergewicht durch Krankheit sollte die Fütterung immer mit dem Tierarzt besprochen werden.
Gewichtsreduktion
Das Futter sollte auf jeden Fall reduziert werden. Gegebenenfalls ist auch der Umstieg auf ein Diätfutter zu empfehlen. Hierzu kann man sich auch von seinem Tierarzt beraten lassen.
Wenn euer Hund abnehmen soll, ist es wichtig, dass er sich ausreichend bewegt. Das fängt bei täglichen Spaziergängen an. Regelmäßig mit dem Hund spazieren zu gehen und ihn nicht nur kurz hinaus zu lassen, um sein „Geschäft“ zu verrichten, ist bereits ein guter erster Schritt zu einem bewegteren Hundeleben. Langsam können die Anforderungen bei den Spaziergängen gesteigert werden. So können zum Beispiel Strecken gewählt werden, auf denen der Hund auf unterschiedlichen Untergründen laufen muss, etwa auf Sand, Laub oder im seichten Wasser. Das macht das Laufen anstrengender und der Energieverbrauch steigt. Natürliche Hindernisse auf der Strecke sind eine willkommene Einladung zu noch mehr Bewegung. Für Hunde, die durch ihr Übergewicht bereits gesundheitliche Probleme wie Arthrose oder Rückenbeschwerden haben, eignet sich auch Schwimmen sehr gut.
Auch in eure eigenen sportlichen Aktivitäten könnt ihr euren Hund einbeziehen. Ihr könnt z.B. versuchen, euren Hund beim Joggen oder Radfahren mitzunehmen. Wichtig ist, dass ihr und euer Hund Spaß dabei haben. Nur so lässt sich ein Trainingsprogramm dauerhaft durchhalten.