4.5. Darmentzündung

Definition

Die Enteritis beim Pferd beschreibt eine Entzündung der Darmschleimhaut, welche in allen Darmabschnitten auftreten kann. Unterschieden wird die akute und die chronische Enteritis, wobei der Übergang fließend und die Ursachen sehr vielfältig sind. Jedoch entwickeln sich Darmentzündungen meist nur, wenn zuvor eine primäre Erkrankung vorhanden war oder das Tier dauerhaft Stress ausgesetzt ist. (BECKER et al. 2017)

4.5.1. Akute Darmentzündung (Akute Darmenteritis)

Entstehung und Ursachen

Eine akute Darmentzündung entwickelt sich meist im Zuge einer vorangehenden Allgemeinerkrankung, sowie Stress, Infektionen, Antibiotikagaben und –intoleranz, Parasiten oder auch aufgrund von Fehlern in der Fütterung der Pferde (BECKER et al. 2017). Hierzu zählen die Gabe von verdorbenem Futter, sowie eine übermäßige Zufuhr an Kraftfutter. Besonders eine abrupte Umstellung der Nahrung, ist gefährlich. Der Verdauungstrakt des Pferdes benötigt stets eine behutsame und langsame Umstellung des Futters. (GERBER et al. 2016)

Im Zuge von Schleimhautschädigungen oder Dysbiosen der Darmflora können Keime der Normalflora virulent wirken und so eine akute Enteritis auslösen. Auch können Bakterien vom Dickdarm in den Dünndarm aufsteigen und dort Entzündungen verursachen. (BECKER et al. 2017)

In Folge der akuten Darmentzündung kommt es zu einer vermehrten Schleimbildung der Darmschleimhaut, einer verstärkten Durchblutung, sowie einer Resorptionsstörung im betroffenen Darmabschnitt. Durch die Schleimhautschädigungen können Nekrosen, Blutungen und Flüssigkeitsverluste in das Darmlumen entstehen. (BECKER et al. 2017)

Symptome

  • Durchfall
  • vermehrte, deutlich hörbare Darmperistaltik mit spastischen Darmkontraktionen
  • milde bis starke Koliksymptome (BECKER et al. 2017)
  • verminderter Appetit (GERBER et al. 2016)

Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen

Die Nahrung sollte im Falle einer akuten Darmentzündung für wenige Tage reduziert werden. Die diätetische Fütterung des Pferdes beschränkt sich auf kleine Heuportionen und Leinsamenschleim. Darmschädigende Nahrungsbestandteile wie Kraftfutter sollten vorerst vermieden werden.

Bei starken Durchfällen kann es zur Dehydration des Patienten kommen. Eine uneingeschränkte Versorgung mit Wasser und Elektrolyten ist unabdingbar. (BECKER et al. 2017)

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4.5.2. Chronische Darmentzündung (Chronische Darmenteritis)

Entstehung und Ursachen

Die Entstehung der chronischen Enteriden ist sehr vielfältig, in den meisten Fällen jedoch ohne fassbare Ursache (GERBER et al. 2016). So kann sich aus einer nicht behobenen akuten Enteritis eine chronische Enteritis entwickeln (BECKER et al. 2017). Jedoch können sie sich auch unabhängig davon neu bilden, aus Geschwüren hervor gehen oder eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen Antigene aus Futter und Parasiten darstellen. Ursächlich kann auch sich im Kolon ansammelnder Sand sein, welcher die Darmschleimhaut reizt. Infektiöse Ursachen sollten ausgeschlossen werden. (GERBER et al. 2016)

Chronische Darmentzündungen gehen meist mit irreversiblen Darmwandschädigungen und einer Malabsorption einher. Die Pferde leiden unter einer Hypoproteinämie, da sie nicht mehr ausreichend Proteine über den Dünndarm resorbieren können (BECKER et al. 2017; GERBER et al. 2016).

Symptome

  • starke Abmagerung
  • mangelnder Appetit
  • Durchfälle mit unterschiedlicher Konsistenz
  • leichten, wiederkehrenden Koliken möglich
  • bei langanhaltende Durchfällen unter Umständen Dermatitis an den Schenkeln der Hinterbeine (GERBER et al. 2016)

Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen

Die Therapie der chronischen Enteritis besteht hauptsächlich aus einer Schondiät des Pferdes. Die Pferde sollten unbegrenzten Zugang zu sauberem Wasser und zu einem Salzstein haben, um die Elektrolytversorgung sicherzustellen. Desweitern sollten die Pferde nur von einem guten Heu ernährt werden und davon 2kg pro 100kg Körpergewicht pro Tag erhalten. Dazu kann gutes Haferstroh als Einstreu angeboten werden. Weitere diätetische Maßnahmen sollten lediglich bei Unverträglichkeiten und Überempfindlichkeiten getroffen werden.  Auch kann versucht werden, die Pferde durch reinen Weidegang zu therapieren und so die gestörte Darmflora zu normalisieren. (GERBER et al. 2016)

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4.5.3. Kolitis / Equine Typhlokolitis

Definition

Die Kolitis, auch unter den Namen Equine Typhlokolitis oder Colitis X bekannt, ist eine Entzündung der Darmschleimhaut des Zäkums und/oder des Kolons (BECKER et al. 2017).

Entstehung und Ursachen

Als begünstigender Faktor zur Entstehung einer Typhlokolitis steht vor allem Stress jeder Art im Mittelpunkt. Dieser kann ein Parasitenbefall durch kleine Strongyliden, ein Transport, eine Hospitalisierung, eine Kolik, eine Operation oder ein abrupter Futterwechsel oder –entzug sein. Ursächlich für eine Kolitis können Salmonellen und Clostridien sein. (BECKER et al. 2017)

Weiter werden hohe Dosen Phenylbutazon, orale Antibiotikagaben und schwere Dysbiosen der Darmflora als auslösende Faktoren einer Kolitis beschrieben (GERBER et al. 2016).

Die durch die Mikroorganismen entstehenden Endotoxine führen zu entzündlichen Veränderungen der Darmschleimhaut und deren Blutgefäße, sodass ein lokales Ödem in der Schleimhaut entsteht (VIDOVIĆ 1997). Im fortgeschrittenen Stadium kann die Gewebezerstörung die gesamte Darmwand erfassen (BECKER et al. 2017). Die Sekretion in das Darmlumen steigt, während die Resorption von Wasser und Elektrolyten aus dem Darminhalt sinkt. Die Darmmotorik ist reduziert und kommt schlussendlich zum Erliegen, sodass der flüssige Darminhalt mit den enthaltenen Endotoxinen nicht weiter transportiert und ausgeschieden wird, sondern im Darm verweilt. (BECKER et al. 2017) Da die Schleimhautbarriere des Darms durch eine Kolitis geschädigt wird, können die Endotoxine vom Körper absorbiert und über die Blutbahn im Körper verteilt werden (VIDOVIĆ 1997). Die Endotoxämie führt schnell zu einem Schockzustand der in über 70% der Fälle tödlich endet (BECKER et al. 2017).

Symptome

Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen

Die diätetische Fütterung nach einer überstandenen akuten Phase der Kolitis sollte aus präzäkal gut verdaulichen Futtermitteln und kleinen Raufuttermengen bestehen. Die Ration sollte durch Vitamine und Spurenelemente ergänzt werden, um die Regeneration der Darmschleimhaut zu gewährleisten. (BECKER et al. 2017)