Definition
Unter Kotwasser versteht man das Absetzen von wässriger Flüssigkeit, vor oder nach dem Kotabsatz. Die Kotkonsistenz ist dabei meist normal. Das Kotwasser läuft den betroffenen Pferden meist an den Beinen hinunter, wo es zu einer Dermatitis führen kann. (GERBER et al. 2016)
Entstehung und Ursachen
Wasser kann im Verdauungstrakt in drei Formen vorliegen: frei, intrazellulär in den Futterpartikeln oder an die Oberfläche der Futterpartikel gebunden. Mangelnd zerkleinertes Futter weist eine schlechtere Wasserbindung auf. Freies Wasser wird vorwiegend im Zäkum und Kolon absorbiert, abhängig von der Art des aufgenommenen Futters. Die Wasserabsorption ist bei raufutterreichen Rationen geringer, als bei Mischfutterrationen. (MEYER und COENEN 2014)
Ein etwas höherer Trockensubstanzgehalt im Kot der Pferde, die Kotwasser absetzen, als bei symptomfreien Pferden, könnte auf eine verminderte Wasserbindefähigkeit im Kot hinweisen. Untersuchungen zur Zusammensetzung des Kotwassers existieren bislang nicht. (ERTELT und GEHLEN 2015)
In der Literatur werden unterschiedliche und teils auch widersprüchliche Angaben zu möglichen Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Kotwasser gemacht. Die Annahmen fußen nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern stellen wohl eher Vermutungen und Erfahrungswerte dar. ZEHNDER (2009) analysierte in einer Studie Faktoren im Bereich der Fütterung und Haltung von Pferden, die Kotwasser absetzen, um zu ermitteln, welche Einflussfaktoren bei diesen Pferden im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keine Kotwasserproblemtaik aufwies, gehäuft vorkommen.
Laut ZEHNDER (2009) müssten zur Entstehung von Kotwasser mehrere Faktoren zusammen kommen. Das Pferd müsse einen recht wasserreichen Kot aufweisen, wie er bei kraftfutterarmen Rationen, Silagefütterung oder nach der Aufnahme von jungem, frischem Gras vorkommt. Dazu müsse das Pferd eine Prädisposition bezüglich der Darmphysiologie aufweisen, wie beispielsweise eine Darmschleimhautentzündung. Hinzu müsse dann noch eine dauerhafte Stresssituation kommen, um das Absetzen von Kotwasser zu beeinflussen. Parasiten scheinen keine Ursache für die Kotwasserproblematik darzustellen. Stattdessen betont ZEHNDER (2009) den Einfluss von Stress, der eine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Einen wesentlichen Einfluss scheint der Sozialstress des Pferdes bei der Entwicklung von Kotwasser zu spielen. (ZEHNDER 2009)
Weiter wird in der Literatur die Fütterung von Silage oder Heulage als Einflussfaktor für den Kotwasserabsatz betrachtet (GERBER et al. 2016; MEYER und COENEN 2014). Ursächlich könnte eine geringere Zerkleinerung des Futters bei der Silagefütterung sein, welches das Wasser im Darm schlechter binden können. (MEYER und COENEN 2014) Allerdings wird auch eine reine Weidehaltung, sowie eine ad libitum Heufütterung als mögliche Ursache betrachtet (ERTELT und GEHLEN 2015). Möglichweise könnte aber auch hier eine ungenügende Futterzerkleinerung, und die damit einhergehenden größeren Futterpartikel, in Frage kommen (MEYER und COENEN 2014).
Die Aufnahme von Sand könnte ebenso einen Grund für den Kotwasserabsatz darstellen, da man häufig bei Pferden, die Kotwasser absetzen, erhöhte Sandgehalte im Kot findet (MEYER und COENEN 2014).
GERBER et al. (2016) führt als mögliche Ursachen zudem noch Mängel in der Futterqualität, sowie Futtermittelunverträglichkeiten an.
Als Ursachen könnten auch Magenulzera, Darmentzündungen, eine Kolitis, eine Dysbiose der Mikroflora des Darms, sowie die Besiedelung des Darms mit infektiösen Keimen, wie Salmonellenonellen oder Clostriden in Frage kommen, jedoch fehlen hierfür bisher wissenschaftliche Untersuchungen beim Pferd (ERTELT und GEHLEN 2015).
Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen
Bei der Therapie muss auf das multifaktorielle Geschehen der Kotwasserproblematik geachtet werden. Neben der Futterumstellung spielt auch die Stressreduktion eine wesentliche Rolle. (ERTELT und GEHLEN 2015)
Der Wechsel von Silage oder Heulage zu einem qualitativ hochwertigen Heu wird empfohlen (GERBER et al. 2016; MEYER und COENEN 2014). GERBER et al. (2016) rät zudem die Futterration auf das einfachste zu reduzieren, Futtermittelunverträglichkeiten zu testen, die Kraftfuttermenge zu minimieren und die Zähne korrigieren zu lassen. Auch das Trinkwasser sollte nicht außer Acht gelassen werden und gegebenenfalls gewechselt werden (GERBER et al. 2016).
Auf dem Markt bestehen verschiedene Ergänzungsfuttermittel für Pferde die durch die Regulation der Darmflora, auf eine Besserung der Kotwasserproblematik abzielen (ERTELT und GEHLEN 2015). Die Fütterung von Lignozellulose führt zu einer stärkeren Wasserbindung. (MEYER und COENEN 2014). Eingesetzt werden auch pektinreiche Futtermittel, wie Rübenschnitzel, Apfeltrester und getrocknete Karottenchips (ERTELT und GEHLEN 2015; MEYER und COENEN 2014). Pektine scheinen zu einer positiven Beeinflussung der mikrobiellen Darmflora und der Wasserbindungsfähigkeit im Kot zu führen (ERTELT und GEHLEN 2015).
Zur Reduktion des Sozialstresses sollte das Pferd in der Herde beobachtet werden, um mögliche Stressoren zu identifizieren. Gegebenenfalls müssen Veränderungen an der Haltungsform vorgenommen werden. (ZEHNDER 2009)
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