Entstehung und Ursachen
Pferde können giftige Pflanzen auf der Weide, über das Rau- und Krippenfutter, sowie im Gelände bei einem Ausritt oder Spaziergang aufnehmen. In der Regel werden Giftpflanzen von Pferden gemieden, jedoch können unterschiedliche Faktoren und Situationen dazu führen, dass die Tiere die Giftpflanzen doch aufnehmen. Dies geschieht zum Beispiel bei unerfahrenen Jungtieren, bei einer knappen Raufutterversorgung, sowie nach dem Trocknungs- oder Silierprozess, wodurch die Pferde die giftigen Pflanzenteile oft nicht mehr aussortieren können. Aber auch giftige, exotische Pflanzen, welche aus fremden Regionen der Welt stammen, können von Pferden häufig nicht richtig eingeordnet und deshalb gefressen werden. (MEYER und COENEN 2014)
Die Schadwirkungen der Giftpflanzen sind von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich (MEYER, COENEN 2014). In der nachfolgenden Tabelle werden häufig im Futter und auf der Weide vorkommende Giftpflanzen dargestellt, die einen Schaden im Verdauungstrakt nach ihrer Aufnahme verursachen können.
Quelle: modifiziert nach MEYER und COENEN 2014
Pflanzenart | Vorkommen | giftige Pflanzenteile | Schadwirkungen |
Adonisröschen Adonis vernalis | Heu und Grünland, Wald- und Wegränder, kalkhaltige Böden | gesamte Pflanze | Schleimhautreizungen |
Bingelkraut Mercuria annua & Mercuria perennis | Wald- und Wegränder | gesamte Pflanze | Durchfall, Leberschädigungen |
Buche Fagus sylvatica | Wälder | Samen | Kolik, Krämpfe |
Buchsbaum Buxus sempervirens | Parkanlagen | Blätter, Rinde (750g tödlich) | Kolik |
Eiche Quercus ssp. | Wälder | unreife Früchte, Rinde, junge Blätter | Durchfall, Kolik, Harnverfärbungen |
Eisenhut Aconitum napellus & Aconitum vulparia | Wald- und Wegränder | gesamte Pflanze (10-12mg Aconitin tödlich) | Kolik |
Fingerhut Digitalis lanata, Digitalis lutea & Digitalis purpurea | Wald- und Wegränder | Blätter und Samen (25g getrocknete Blätter tödlich) | Schleimhautreizungen |
Goldregen Laburnum anagyroides | Parkanlagen | Wurzelrinde, Blüten, Samen | Kolik, Krämpfe |
Herbstzeitlose Colchicum autumnale | Heu und Grünland, Wald- und Wegränder | gesamte Pflanze | Schleimhautreizungen |
Kartoffel Solanum tuberosum | Gärten | Blüten, Beeren | Durchfall |
Kreuzkraut Senecio ssp. | Heu und Grünland, Wald- und Wegränder | gesamte Pflanze, besonders Wurzel | Leberfunktions-störungen |
Pflaume Prunus domestica | Gärten | unreife Früchte | Kolik |
Abbildung: Getrocknete Herbstzeitlose aus dem Heu mit Kapselfrüchten
Im frischen Zustand werden die giftigen Pflanzen des Grünlandes vom Pferd in der Regel gemieden. Durch die Konservierungsprozesse des Trocknens und Silierens können die Tiere die Giftpflanzen jedoch häufig nicht mehr aussortieren, sodass es vorkommen kann, dass die Giftpflanzen aus dem Heu, der Heulage und der Silage gefressen werden. Manche Giftpflanzen verlieren oder reduzieren ihre Giftwirkung durch den Konservierungsprozess, während andere ihre Giftwirkung beibehalten. (HEINRICH 2008) Adonisröschen, Kreuzkrautarten, sowie die Herbstzeitlose verlieren ihre Toxizität durch die Trocknung nicht (MEYER und COENEN 2014). Auch nach der Silierung sind Kreuzkraut und Herbstzeitlose nach wie vor giftig (HEINRICH 2008).
Auf der Weide ist darauf zu achten, dass die Pferde keinen Zugang zu giftigen Grünlandpflanzen, toxischen Sträuchern und Bäumen haben. Auch beim Weidezaun sollte auf die Verwendung von ungiftigem Holz Wert gelegt werden. (HEINRICH 2008)
„Gartenabfälle“ wie Kastanien, Eicheln, Heidekräuter und Hahnenfuß können eine schwere Darmentzündung nach ihrer Aufnahme verursachen und gehören deshalb nicht in die Reichweite der Pferde (GERBER et al. 2016).
Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen
Hat ein Pferd giftige Pflanzen aufgenommen, sollte versucht werden, die Resorption der Giftstoffe im Organismus möglichst zu verhindern. Bewährt hat sich die mehrfache orale Gabe von Aktiv-Kohle. (HEINRICH 2008)
Zudem sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden, welcher unter Umständen den Mageninhalt mit den Giftpflanzen abhebern und den Patienten danach entsprechend weiter therapieren wird. (GERBER et al. 2016)