Definition
Eine Leberverfettung tritt beim Pferd meist in Folge einer Hyperlipämie auf. Diese beschreibt eine drastische Erhöhung der Triglyceride im Blut. (GERBER et al. 2016)
Betroffen sind überwiegend adipöse Ponys und Esel, da sie schneller als ein Großpferd in der Lage sind Fett in Hunger- oder Stresszuständen zu mobilisieren. Zudem sind Stuten häufiger betroffen als männliche Tiere. (GEHLEN und GRABNER 2017; GERBER et al. 2016)
Entstehung und Ursachen
Ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung einer Hyperlipämie ist ein plötzliches Sistieren der Nahrungsaufnahme, aufgrund von Futterentzug/ -mangel, Stress oder Krankheit (MEYER und COENEN 2014). Als Stressfaktor können alle schmerzhaften Zustände, sowie Koliken, Endotoxämien, Parasitenbefall, Transporte, aber auch Sozialstress gelten. Auch bei Infektionen leiden Pferde häufig unter Inappetenz. Ein weiterer Risikofaktor stellt der katabole Stoffwechsel einer Stute in der Hochträchtigkeit und Laktation dar. (GERBER et al. 2016)
Durch eine verringerte Futteraufnahme oder einen sehr hohen Energieverbrauch kommt das Pferd in eine energetische Unterbilanz. Nachdem die Energiereserven der Leber verbraucht wurden kommt es zur Mobilisation und Freisetzung von freien Fettsäuren in die Blutbahn. Die Leber synthetisiert aus ihnen Triglyceride, welche wiederum über das Blut im Körper verteilt werden und als Energielieferant dienen. Wird die Leber bei diesem Stoffwechselvorgang durch eine übermäßige Fettmobilisation überlastet, sind erhöhte Triglyceridgehalte im Blut die Folge. Von einer Hyperlipidämie spricht man bei einem Triglyceridgehalt im Blut unter 5 mmol/l. Zustände über 5 mmol Triglyceride/l Blut werden als Hyperlipämie bezeichnet. (GEHLEN und GRABNER 2017) In Folge der Entgleisung des Fettstoffwechsels lagert sich Fett in der Leber (=Fettleber) und in anderen Organen ein (GERBER et al. 2016).
Ein gesunder Insulinstoffwechsel verhindert normalerweise das Geschehen einer Hyperlipämie. Insulin hemmt den Abbau von Triglyceriden aus dem Fettgewebe. Zudem aktiviert es Enzyme, die die Aufnahme von Triglyceriden in die Fettzellen fördern. Folglich bleibt der Triglyceridgehalt im Blut im Normalbereich. Bei Pferden oder Ponys die unter einer reduzierten Insulinsensitivität leiden, wie es beim Equinen Metabolischen Syndrom der Fall ist, ist dieser triglyceridsenkende Effekt im Blut gestört, was zur Entwicklung einer Hyperlipämie führen kann. (GEHLEN und GRABNER 2017)
Symptome
- Schwäche
- Verweigerung der Futteraufnahme
- reduzierte Wasseraufnahme
- leichter Ikterus/Gelbsucht
- Durchfall
- Koliksymptome
- Ödeme
- Anzeichen einer hepatischen Enzephalopathie (HE-Syndrom) zeigen (siehe Kapitel 6.4. „Chronische Leberzirrhose“) (GERBER et al. 2016)
- Bei einer Hyperlipämie können neben einer Leberinsuffizienz auch eine Niereninsuffizienz mit Polydipsie und Polyurie, sowie eine Herzinsuffizienz auftreten (GEHLEN und GRABNER 2017).
- In Folge eines Kreislaufversagens oder einer Leberruptur kann es zu plötzlichen Todesfällen kommen (GERBER et al. 2016).
Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen
Die Prognose des Patienten ist abhängig vom Zeitpunkt des Erkennens der Krankheit und dem Therapiebeginn, sowie von dem Zeitpunkt, an dem das Pferd wieder beginnt selbst zu fressen. Zuerst muss die Primärerkrankung, oder der Stressfaktor gefunden und behandelt werden.
Der Appetit der erkrankten Pferde muss angeregt werden, damit sie schnellst möglichst wieder Nahrung zu sich nehmen. Schmackhafte Futtermittel wie Gras, Karotten, Getreide und Melasse können eingesetzt werden. Bei langen Hungerphasen muss unter Umständen auch über eine Therapie bezüglich einer Gastritis oder Magenulzera gedacht werden. (GERBER et al. 2016)
Im Vordergrund steht die Prophylaxe zur Entstehung einer Hyperlipämie. Gefährdete adipöse Pferd, Ponys und Esel sollten einer Gewichtsreduktion unterzogen werden. Hierzu gehört neben einer angepassten Fütterung auch ein umfangreiches Bewegungstraining. Stress jeglicher Form sollte vermieden werden. (GERBER et al. 2016)
Die Reduktion des Gewichts bei Stuten sollte vor der Trächtigkeit erfolgen. Trächtige Stuten sollten bedarfsgerecht ernährt werden, wobei raufutterbetonte Rationen mit einer Mineralfutterzulage zu empfehlen sind. Im letzten Drittel der Trächtigkeit sollte die Futterration durch ein Kraftfutter ergänzt werden. (MEYER und COENEN 2014)