Definition
Ungleichmäßige Gebissabnutzungen und Malokklusionen kommen bei Pferden sehr häufig vor. Einzelne oder mehrere Zähne können durch die Abnutzung des Gebisses dessen Funktion beeinträchtigen. (BARTMANN und BIENERT-ZEIT 2017)
Entstehung und Ursachen
Die Ursachen für die ungleichmäßigen Gebissabnutzungen können sehr vielseitig sein. Breits beim Zahnwechsel kann ein verzögerter Durchbruch eines Zahns zu einem verringerten Abrieb des Gegenspielers führen. Der Verlust von Zähnen oder Fehlstellungen der Zähne, sowie andere Erkrankungen der Zähne, des Kiefers und der Kaumuskulatur führen zu abnormen Abnutzungen. (BARTMANN und BIENERT-ZEIT 2017)
Da der Oberkiefer des Pferdes breiter angelegt ist, als der Unterkiefer, decken sich die Kauflächen in Ruhe nicht. Bei Kauen bewegen sich Ober- und Unterkiefers mahlend gegeneinander, sodass die Backenzähne ständig abgerieben werden. Bereits durch das physiologische Verhältnis der beiden Kiefer zueinander können ungleichmäßige Gebissabnutzungen entstehen. Zudem kann eine mangelnde Versorgung des Pferdes mit kaufähigem Material, wie es bei raufutterarmen und krippenfutterreichen Rationen häufig der Fall ist, die unregelmäßige Zahnabnutzung fördern. (MEYER und COENEN 2014)
Häufig bilden sich an der Außenseite der Oberkieferbackenzähne, sowie am inneren Rand der Unterkieferbackenzähne Spitzen und Kanten aus hartem Zahnschmelz. Diese wiederum können die Maulschleimhaut verletzen und durch Schmerzen die Futteraufnahme einschränken. (MEYER und COENEN 2014)
Durch Schmerzhaftigkeit kauen Pferde in manchen Fällen nur noch einseitig, sodass ein Scherengebiss mit einer starken Neigung der Kauflächen entstehen kann. Wellen- und Treppengebisse hingegen sind meist Folge eines verzögerten Durchbruchs der Zähne. (BARTMANN und BIENERT-ZEIT 2017)
Durch das Barrenwetzen kann ein Wetzergebiss entstehen, bei dem es zu einem übermäßigen Abrieb der Zangen und Mittelschneidezähne des Ober- und Unterkiefers kommt. Bei einem Koppergebiss, verursacht durch das Aufsetzkoppen, werden lediglich die Zangen und Mittelschneidezähne des Oberkiefers abgerieben. (BARTMANN und BIENERT-ZEIT 2017) Als auslösende Faktoren für das Koppen werden Stress, ein mangelhaftes Fütterungsmanagement mit kraftfutterreichen und raufutterarmen Rationen, Magengeschwüre und andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, sowie eine Veränderung im Dopaminsystem des Gehirns in Erwägung gezogen. (BOHNET 2017; TOEWE 2013)
Symptome
- Schwierigkeiten bei der Futteraufnahme und Futterzerkleinerung
- Ausspucken von eingespeichelten und leicht gekauten Futterknoten und –wickel
- Abmagerung in Folge der reduzieren Futteraufnahme und –zerkleinerung
- Auswirkungen auf die Rittigkeit des Pferdes (BARTMANN und BIENERT-ZEIT 2017)
- Im Mist der Pferde können nicht ausreichend gekaute Getreidekörner gefunden werden (GERBER et al. 2016). Für eine unzureichende Zerkleinerung der Nahrung im Kopfdarm sprechen auch größere Mengen an groben Partikeln mit einer Länge von 4-5mm im Kot (MEYER und COENEN 2014).
Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen
Mindestens einmal jährlich sollte das Gebiss eines jeden Pferdes kontrolliert und korrigiert werden, um eine ungestörte Futterzerkleinerung sicherzustellen (MEYER und COENEN 2014).