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Zunehmende Bewegungs- & Muskelprobleme beim Pferd

Zunehmende Bewegungs- & Muskelprobleme beim Pferd
OlesyaNickolaeva / shutterstock.com

In den letzten 5 Jahren nehmen Muskelprobleme bei Pferden aller Rassen und Einsatzgebiete kontinuierlich zu. Das reicht von leichten Verspannungen, schlechter Oberlinie, Antriebslosigkeit bis hin zu schwerer Muskelschwäche mit Atrophien (Muskelschwund) sowie Trageerschöpfung.

Früher brachte man Muskelprobleme immer in den Zusammenhang mit einer Leberbelastung, ein Pferd mit Leberproblemen hat immer auch eine schlechte, nicht trainierbare Muskulatur. Dann hat der Tierarzt ein Blutbild gemacht, eine mehr oder weniger große Leberbelastung festgestellt, entgiftende Mittel gegeben. Das war es dann meistens. Oder man hatte, oft auch zu Recht, den unpassenden Sattel im Visier, der verantwortlich gemacht werden konnte für Atrophien, vor allem in der Oberlinie, und Bewegungs- störungen. Seit wenigen Jahren nehmen diese muskulären Probleme aber exorbitant zu.

Dramatischer Anstieg muskulärer Probleme beim Pferd und der umstrittene PSSM2-Test

Jetzt gibt es, ebenfalls seit einigen wenigen Jahren, einen PSSM 2-Test. Mit diesem Test wird uns Pferdehaltern erklärt, dass angeblich 80 % der Pferde plötzlich genetisch krank seien und daher diese Muskelprobleme entwickeln würden oder entwickeln könnten.

Eine solche Aussage zu treffen, finde ich mindestens ambitioniert bis schwierig, insbesondere vor dem Hintergrund, dass dieser Test sehr teuer ist und damit alles Mögliche an Anomalien im Verhalten, Training und körperlichen Zustand erklärt werden soll.

Plötzlich sind fast alle Pferde potenziell krank?

Wenn man sich mit der Entstehungsgeschichte dieses Testverfahren und den zugrunde liegenden Studien befasst, ist das alles im optimistischsten Falle als vage zu bezeichnen. Es ist nach heutiger Studienlage keineswegs ein sicheres Testverfahren, das endgültig beschreiben kann, ob ein Pferd wirklich krank ist oder wird.

Die amerikanische Lizenz wurde an ein einziges, deutsches Labor verkauft, dieses wickelt diese eingehenden Tests ab. Es ist nicht validiert, es finden also keinerlei begleitende Studien zur Sicherung dieses Tests statt. Im Gegenzug wird mit dem Testverfahren, und vor allem aber mit der nachfolgenden, natürlich lebenslang empfohlenen Fütterung sehr, sehr viel Geld verdient. Und damit soll alles an Merkwürdigkeiten beim Pferd plötzlich erklärbar sein?

Viele Tierärzte in Deutschland, nahezu alle Tierärzte in Österreich sehen dieses Testverfahren kritisch.

Wir bei HBD auch.

Faktoren zur Entstehung muskulärer Probleme beim Pferd

Es gibt einige neue, aber auch alte Erkenntnisse, die es im Zusammenhang mit dem Auftreten oben erwähnter Muskelprobleme näher zu betrachten gilt.

1. Klimawandel und Eiweißmangel

Infolge des Klimawandels haben Graspflanzen Trockenstress und bilden zunehmend weniger Eiweiß in der Graspflanze aus. Die Eiweißgehalte haben sich in den letzten 2 Heujahren im Mittel halbiert. Daraus resultiert für sehr viele Pferde ein Mangel an Amino- säuren. Diese werden nicht nur in der Muskulatur, sondern in jeder Körperzelle zum normalen Ablauf verschiedenster Körperfunktionen benötigt. Ein Mangel führt also zielsicher zu Muskelminderversorgung, aber auch oft zur Störung verschiedenster Körperfunktionen.

2. Mangelnde Düngung und Futterqualität

Außerdem werden Weiden zunehmend weniger oder gar nicht gedüngt/ gekalkt. Naturbelassen ist in. Dass das aber massive Konsequenzen für die Qualität des erzeugten Futters haben muss, sehen die meisten, im Normalfall nicht landwirtschaftlich geschulten Endkunden nicht. Pflegemaßnahmen gerade im Grünland sorgen für wesentliche Qualitätssteigerungen im Grundfutter des Pferdes.

Die Eiweißgehalte sinken dort durch Unterversorgung mit Mineralstoffen sowie Spurennährstoffen massiv, mit den o.g. Konsequenzen für das Pferd. Hauptsächlich fehlen hier hauptsächlich NPK-Dünger, die die Grundversorgung der Graspflanze und deren Wasserhaushalt sowie die Aufnahme von weiteren Nährstoffen optimieren. Eiweißbildung in der Pflanze ist ein energetischer Prozess, bei dem die Grundversorgung der Pflanze stimmen muss. Auf ungepflegten Stilllegungsflächen, die man sich selbst überlässt, sowie auf generell nicht gedüngten Flächen ist eine adäquate Eiweißbildung im Gras in den vom Pferd benötigten Mengen (ca. 10 %) gar nicht möglich.

3. Stress und seine Auswirkungen

Sehr viele Pferde haben heutzutage wiederholt oder durchgehend zu viel Stress. Egal ob durch zu wenig Bewegung/ auslastende Arbeit täglich, Boxenhaltung mit kaum Aussicht auf freie Bewegung mit Sozialkontakten, viel Trubel direkt vor der „Wohnung“, dem Rückzugsort des Pferdes, zu wenig Platz/ zu wenige Fressplätze im Offenstall, zu wenige Liegeplätze im Bewegungsstall, dort auch zunehmend große bis riesige Gruppen mit entsprechender Fluktuation, zwanghaftes Barhuflaufen trotz schlechter Hufqualität, zu wenig Raufutter, leider auch zunehmend in Bewegungshaltungen, u.v.m.

Durch mehr Stress produzieren Pferde mehr Magensäure, die ungeachtet möglicher Magenprobleme den pH-Wert im Dünndarm sinken lässt. Eine pH-Wert-Verschiebung um lediglich 0,5 (der pH-Wert im Dünndarm des Pferdes beträgt üblicherweise 8-8,5) lässt die Eiweißresorption, die mehrheitlich im Dünndarm stattfindet, um sage und schreibe 50 % sinken!

4. Die Verschiebung des Dickdarmmikrobioms – Die Dysbiose

Die meisten Pferde heute (ich würde konservativ geschätzt sagen, 80 %) haben heute eine Dysbiose, also eine Verschiebung des Dickdarmmikrobioms mit entweder zu vielen Schadkeimen (Pilze/ Bakterien) und/oder einem mehr oder weniger zurückgedrängten Eigenmikrobiom. Dieses Mikrobiom ist, genau wie beim Menschen auch, maßgeblich verantwortlich für Gesundheit oder Krankheit/ Abwehrschwäche im Organismus. Es gibt zahlreiche negative Einflüsse, die dieses Mikrobiom im Laufe eines Lebens verändern werden, siehe auch diverse Fachartikel auf unserer Homepage www.hbd-vital.de.

Auswirkungen der Dysbiose auf die Verdauung und die Muskulatur

Veränderungen am Mikrobiom führen immer (!) zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Fehlverdauung im Dickdarm, oft ohne jegliche direkte Darmsymptome wie Kolikneigung, Blähungen, Aufschwemmen, Durchfall, Kotwasser. Es werden infolge dieser Fehlverdauung zu viele Abfall-/ Giftstoffe produziert, die die Schleimhäute reizen und erhöht durchlässig machen (Leaky Gut). Dadurch wandern dann 24/7 zu viele Giftstoffe ins Blut und belasten die Leber als Entgiftungsorgan Nr.1.

Leider sieht man ein Leberproblem sehr spät, erst wenn 50 % der Leberzellen nicht mehr arbeiten, sieht man das im Bluttest. Die Leber hat aber neben der zentralen Entgiftungsleistung eine weitere Aufgabe zu bewältigen: die Ver- sorgung mit dem Muskelkraftstoff Glykogen; diesen bildet sie aus Glucose, und die Bildung von Muskeleiweiß, das bildet sie aus Futtereiweiß, das über den Darm ankommt. Wenn nun aber diese Leber vermehrt und dauerhaft mit der Entgiftung aufgrund der Darmsituation beschäftigt ist, hat sie weniger Kapazitäten übrig für die Bildung von Glykogen und Futtereiweiß.

Je ausgeprägter eine Dysbiose ist, desto weniger kann sich die Leber mit der Belieferung der Muskulatur mit wertvollen Baustoffen beschäftigen. Also ist die Muskulatur auch von dieser Seite mehr oder weniger deutlich mangelversorgt.

Fazit: Die Rolle von PSSM2 und die Bedeutung einer angepassten Fütterung

All diese Entwicklungen lassen aus meiner Sicht nur einen Schluss zu: PSSM2 gehört, zumindest was den heutigen Forschungsstand angeht, ins Reich der Fantasie.

Die Industrie greift natürlich gerne neue Themen auf, indem sie sehr teure PSSM2-Futtermittel anbietet, die interessanterweise sehr nahe an die Fütterung für ein darmkrankes Pferd angelehnt sind:

  • frei von Getreide
  • frei von Zuckerzusätzen
  • mineralstoffreich (bioverfügbar)
  • sowie reich an Aminosäuren

Das entspricht der von uns seit 21 Jahren empfohlenen Fütterung für das Pferd mit und ohne Dysbiose!

Die meisten Pferde werden unter einem solchen Fütterungsregime deutlich besser, aber nicht ganz gut. Wenn man diese Pferde außerdem individuell darmsanieren würde, hat man eine gute Chance, dass sich die Symptome komplett zurückbilden.

Hat das Pferd dann PSSM 2?
Das überlasse ich gerne Ihrer Einschätzung.

Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie mich gerne direkt über unsere Homepage

www.hbd-vital.de

Herzlichst,

Ihre Anja Beifuss

HBD Agrar

HBD Agrar steht für hochwertiges Pferdefutter und Nutrazeutika (Futter und Futterergänzungen mit besonderer Funktion für den Organismus des Pferdes).