Ist Dein Pferd am Sommerekzem erkrankt, dann zeigt es eine allergische Reaktion auf den Speichel der Kriebelmücke. Mit den ersten warmen Tagen und dem damit verbundenen Insektenaufkommen geht es los, meist mit vermehrtem Wälzen, Unruhe und vor allem Kratzen und Scheuern!
In diesem Artikel erkläre ich, wie Juckreiz und Kratzen beim Sommerekzem zusammenhängen, welches Verhalten daraus resultiert und was Du tun kannst, um Dein Pferd sinnvoll und hilfreich durch den Sommer zu begleiten.
Der Stich der Kriebelmücke als Auslöser
Die sehr kleine Kriebelmücke sticht am ehesten da, wo sie am besten hinkommt. Das bedeutet, da wo die Haare senkrecht stehen, wie am Mähnenkamm, Schweifrübe und Haarwirbeln, oder auch da wo nur wenig Haare sind, wie z.B. im Gesicht, an und in den Ohren, der Bauchnaht, Schlauchtasche und der Euterregion.
Wird der Sommerekzemer von der Kriebelmücke gestochen, kommt es zur allergischen Reaktion. Zelllinterne Vorgänge sorgen unter Mitwirkung von Histamin dafür, dass Entzündungsmediatoren ausgeschüttet werden.
- Die Blutgefäße erweitern sich und die Durchblutung der Stichstelle nimmt zu
- Dadurch werden Entzündungsvermittler vermehrt eingespült und die Stelle beginnt sich zu röten und zu erwärmen
- Zusätzlich werden die Gefäßwände durchlässiger und es kommt zu der typischen Schwellung der Haut nach dem Stich und es fängt an zu jucken.
Juckreiz löst Kratzverhalten aus
Jeder, der schon mal einen Mückenstich hatte, kennt es: dieses zwickende, brennende, kitzelnde Gefühl, was, kaum, dass es auftritt, das Verlangen sich zu kratzen auslöst.
Wie für uns, so ist es auch für unsere Sommerekzemer ein Signal, dass irgendetwas auf der Haut nicht gut ist und abgewehrt werden sollte und wird entsprechend beantwortet.
Dein Sommerekzemer reagiert mit Zucken der Haut, schüttelt sich, bewegt sich, wälzt sich vielleicht auch und läuft meist dahin, wo er sich gut kratzen kann. Z.B. ein Baumstamm, oder zum Stalleingang, oder …
Überall, wo es das Pferd juckt, da versucht es auch sich zu Kratzen. Am häufigsten werden der Mähnenkamm, die Schweifrübe und öfter auch die Bauchnaht etc. gescheuert. Manchmal auch nur das Eine, oder das Andere.
Je rauer die Kratzgelegenheit, umso effektiver das Kratzen. ABER, die vermeintlich schnelle Lösung zur Juckreizstillung hilft leider nicht, sondern verschlechtert die Situation.
Das passiert, wenn sich Dein Sommerekzemer kratzt
Im Winter, wenn dem Juckreiz keine allergische Reaktion zu Grunde liegt, sondern vielleicht nur eine Fliege, oder ein paar verklebte Haare, scheuert sich Dein Pferd einen Moment, vielleicht auch etwas ausgiebiger…und dann hört es wieder auf, weil es die Ursache für den Juckreiz beseitigen konnte.
Im Sommer sieht das anders aus. Wann immer sich Dein Pferd, mehr oder weniger anfängt zu kratzen, beginnt für einen Sommerekzemer ein nur mühsam enden wollender Versuch den Juckreiz zu beenden. Durch die allergische Reaktion und die entsprechenden Zellvorgänge werden Schwellung, Durchblutung und Erwärmung der Haut zusätzlich zum auslösenden Juckreizgefühl gesteigert. Je mehr Dein Pferd sich kratzt, umso mehr Juckreiz verspürt es, wenn es aufhört. Deswegen kann es oftmals erst aufhören, wenn der Schmerz (z.B. durch Verletzungen der Haut an rauen Kratzgegenständen) den Juckreiz ablöst.
Ein Teufelskreis…
Das passiert, wenn Du Deinen Sommerekzemer kratzt
Seit über 25 Jahren Wiemerskamper höre ich in der Beratung immer wieder: „Mein Pferd lässt sich sehr gerne von mir kratzen. Es fordert mich richtig auf!“ „Gerade beim Putzen bürste ich ihm ordentlich den Mähnenkamm, das liebt er!“ „Unter dem Bauch findet er es auch richtig gut, dann legt er sich vor Wonne fast hin!“ „Da er mir so leid tut, kraule ich ihn schon mal eine halbe Stunde und länger, aber irgendwann muss ja auch gut sein! Ich kann ihn ja nicht den ganzen Tag kraulen!“
Du meinst es gut. Und wie Du sicher auch schon gemerkt hast, kommt dein Pferd oftmals trotz Deiner Bemühungen nicht zur Ruhe. Wenn Du Dein Pferd kratzt, machst Du es nur so doll, dass es dadurch nicht zu Verletzungen kommt. Das gefällt ihm, denn das unangenehme Juckreizempfinden weicht unter Deinen kraulenden Händen einem ausgeprägten Wohlgefühl (!!!). Das zeigt Dir Dein Pferd ganz deutlich mit verdrehten Augen und genüsslich langgezogener Schnute und gibt alles, damit Du nicht aufhörst.
Hörst Du dann aber doch auf, nachdem Du ihm nachhaltig gezeigt hast wie schön kratzen sein kann, hast Du leider auch durch Dein Kraulen die Entzündungsprozesse und die allergische Reaktion weiter angefeuert und der Juckreiz ist sofort wieder da!
Und oft, wenn das Pferd dann auf die Koppel entlassen wird, geht es zur nächsten Kratzecke und scheuert sich erst recht weiter. In der Beratung höre ich dann häufig: „Nun hab ich alles gemacht und er soll sich doch nicht scheuern!“
Richtig!
So kannst Du Deinem Sommerekzemer leider nicht den Juckreiz nehmen, sondern ihm eher ungewollt das Kratzen beibringen.
Fazit: Wenn Du nicht willst, dass sich Dein Pferd kratzt, dann kratz Du es bitte, bitte auch nicht! Denn nicht Kratzen stillt den Juckreiz!
Was Du tun kannst um Deinen Ekzemer sinnvoll durch den Sommer zu begleiten!
Eine natürliche Hautpflege, die die Haut pflegt, geschmeidig hält, juckende Haut beruhigt, die den Eigengeruch deines Pferdes überdeckt und es an den bevorzugten Stellen für die Kriebelmücke unattraktiv macht. Eine Hautpflege, die du regelmäßig anwenden kannst (z.B. alle 2 Tage und nicht 2 x täglich, es sei denn es ist Dir möglich), so wie z.B. Wiemerskamper Pflegeöl und
Wiemerskamper Pflegesalbe u.w.
Bei der Versorgung Deines Pferdes
- Die zu Juckreiz neigenden Körperstellen nur mit leichter Hand versorgen und evtl. weicher Bürste pflegen um keinen Juckreiz auszulösen.
- Beginne mit der Ekzempflege möglichst BEVOR das Pferd kratzt.
- Kühlung ist hilfreich! Bei Unruhe nach dem Reinholen, oder starker Hitze, aber auch, wenn es nach der Arbeit verschwitzt ist mit kühlem Wasser abbrausen.
- Ist Dein Pferd z.B. beim Putzen unruhig/juckig lenke es ab, führe es eine Weile herum. Notfalls kraule es etwas dort, wo es NICHT zu Juckreiz neigt.
Überprüfe Deine Haltung. An welchen Gegenständen kratzt sich Dein Sommerekzemer?
- Zäune raue Baumstämme aus. Falls Dein Ekzemer sich an/in Büschen kratzt zäune auch diese möglichst aus. Meist reichen Pieker und Litze ohne Strom.
- Versehe Holzzäune mit Elektrolitze, oder wähle glatte Einzäunungen, wie z.B. Metallstangen.
- Biete Deinem Ekzemer in der Weidesaison möglichst einen an drei Seiten geschlossenen Unterstand auch z.b. bei Weidegang und Offenstallhaltung
- Stalleingänge evtl. mit PVC-Streifen abdecken
- Kantige Pfosten, z. B. im Stallbereich abrunden oder mit PVC-Bahnen abdecken
- raue Wände im Unterstand, Box in Schweifrübenhöhe auf ca. 30cm Breite ebenfalls mit PVC Bahnen verdecken
- Bei Bedarf notfalls Futtertröge abbauen und aus dem Eimer füttern
- Misthaufen möglichst nicht direkt am Stall lagern um nicht zusätzlich Insekten anzulocken
- Wasserbottiche sind auch Brutplätze von Mücken….immer mal ganz ausleeren, säubern und frisch auffüllen
- Abgerundeten Scheuerpfosten anbieten
- Räume Deine Weide auf. Benutzt das Pferd z.B. die Gabel des Wasserwagens…dann anders platzieren, oder auszäunen
- Steht Dein Pferd im Offenstall und hat portionierten Weidegang, versuche ihn nicht zu den Schwärmzeiten der Kriebelmücke (ca. 4- 8 Uhr und ab ca. 16 Uhr bis Sonnenuntergang) auf die Weide zu lassen, es sei denn er hat Zugang zum geschützten Stall
Sonstiges
- Ein wesentlicher Punkt ist auch die richtige Ernährung. Bedarfsgerechtes Raufutter und Mineralfutter.
- Alles was Deinem Pferd zusätzlich hilft, möglichst wenig von der Kriebelmücke gestochen zu werden, macht bei richtiger Anwendung und Umfeld Sinn. Z.B. Repellents, Decken, Masken können hilfreich sein.
Dies sind alles nur Beispiele und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten, mit seinem Pferd seinen eigenen Weg finden.
Wiemerskamper ist auf jeden Fall gerne beteiligt und berät gern!
Copyright by Ute Reher, Geschäftsführerin Wiemerskamper GmbH
Fallbeispiel: Isländer Kuldi
Bericht von Frau Marquardt
„Hallo Frau Reher,
Kuldi läuft tatsächlich seit 3 Jahren (das 4. fängt jetzt an!) komplett ohne Decke!!! Supertoll, er ist davor mit kompletter Decke, Bauchlatz und Halsteil, Kopfmaske, incl. Ohren, gelaufen. Damit wurde er von den anderen Pferden nicht akzeptiert. Trotz der Eindeckerei waren Schweif und Mähne ab, Ohren blutig, Kopf von Augen bis Nüstern offen, Bauchnaht auch, Schlauch dick und krustig, Löcher im Fell auf dem ganzen Körper und Sprunggelenk und Karpalgelenkbeugen verkrustet.
Von Jahr zu Jahr wurde es mit Wiemerskamper Pflegeöl besser. Vor fast 3,5 Jahren haben wir die Decke weggelassen, da die Symptome fast weg waren und ich das Deckenähen gründlich satt hatte! Ich öle Kuldi täglich ein, seine Bauchnaht und der Schlauch sind noch krustig. Das Gesicht und die Ohren werden nach Bedarf geölt. Mähne und Schweif werden auch jeden Tag geölt. Im Fell finde ich pro Woche etwa ein bis zwei 1 cent große Löcher, die dann auch geölt werden und schnell verheilen. Früher waren es handflächengroße Löcher!!
Kuldis Mähne ist etwa 50cm lang und der Schweif dick und voll!! Ich freue mich riesig, dass es so toll wirkt. Kuldi bekommt zusätzlich noch Pflanzenstoffe für den Stoffwechsel. In der Kombination hat Kuldi eine super Lebensqualität! Er ist in sich ruhig und ausgeglichen. Hin und wieder kommt er auch von der Weide herein und scheuert sich ein wenig…aber sehr, sehr selten. Ich öle Kuldi eine halbe Stunde /Stunde bevor er in den Stall kommt ein, dann wirkt das Öl schon und nichts juckt mehr. Auch das Benutzen des Öls ist superleicht! Mit der Tülle läßt sich das Öl überall schön auftragen und verteilen. Optimal!
Viele liebe Grüße und vielen Dank für Alles!
H. Marquardt mit Kuldi“