Öle spielen in der Pferdefütterung in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle. Viele Pferdebesitzer ergänzen die Rationen ihrer Vierbeiner mit unterschiedlichen Arten von Ölen. Die Vor- und Nachteile von Ölen in der Pferdefütterung sowie die Besonderheiten der verschiedenen Arten sollen im folgenden Blogeintrag genauer betrachtet werden.
Warum Öl im Pferdefutter?
Öle bzw. Fette bestehen – ganz allgemein gesagt – aus sogenannten Triglyceriden, also einem Glycerinmolekül, welches mit drei Fettsäuren verestert (verbunden) ist. Während der Verdauung werden diese Fettsäuren abgespalten und auf verschiedene Weisen verstoffwechselt. Dabei können diese sowohl als Energielieferant genutzt oder aber als Energiespeicher in Fettdepots eingelagert werden. Zudem werden manche Fettsäuren zur Bildung von Lipidschichten (z.B. für die Zellmembran) und bestimmten Hormonen (z.B. Prostaglandin) benötigt.
Bei den Fettsäuren ist zwischen gesättigten und ungesättigten sowie zwischen kurz- und langkettigen Fettsäuren zu unterscheiden. Essentiell sind dabei vor allem langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Linolsäure, Linolensäure und Arachidonsäure), da diese nicht vom Pferd selbst gebildet werden können und demnach über das Futter aufgenommen werden müssen. Diese Fettsäuren sind den meisten Pferdehaltern auch als Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ein Begriff.
Aufgrund der vielfältigen Verwendung von Fettsäuren im Stoffwechsel sollte darauf geachtet werden, dass diese dem Pferd in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Dabei sollte auch das Fettsäuremuster nicht außer Acht gelassen werden, so dass ein Mangel an essentiellen Fettsäuren möglichst vermieden wird. Denn eine Unterversorgung kann zu Hautveränderungen (z.B. raues Haarkleid, Hautverdickungen, Haarausfall) und zu Fertilitätsstörungen führen. Der tatsächliche Bedarf an essentiellen Fettsäuren konnte aber beim Pferd bisher noch nicht ermittelt werden.
Generell enthalten bereits die verschiedenen Grund- und Kraftfutterarten einen gewissen Anteil an Rohfett. Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure) ist in diesem Nahrungsfett allerdings oftmals nur in geringen Mengen enthalten. Eine Ergänzung der Ration mit Linolensäure-reichen Ölen, wie beispielsweise Leinöl oder Fischöl, kann daher bei Problemen mit der Haut oder der Fruchtbarkeit Abhilfe schaffen. Aufgrund des für die Inhaltsstoffe schonenderen Herstellungsverfahrens sollten bevorzugt kaltgepresste Öle verwendet werden.
Da das Verdauungssystem auf eine dauerhafte Zufuhr von geringen Futtermengen eingestellt ist, haben Pferde keine Gallenblase zur Speicherung von Gallensäure. Dies hat zu dem teilweise verbreiteten Irrglauben geführt, Pferde können keine Fette verdauen. Die Leber des Pferdes produziert allerdings sehr wohl Gallensäure, die dem Nahrungsbrei während des Verdauungsvorgangs zugesetzt wird. Die durch die Gallensäure emulgierten Fette können somit im Dünndarm durch Lipasen in die einzelnen Fettsäuren gespalten und diese anschließend über die Schleimhaut absorbiert (aufgenommen) werden. Demnach ist die generelle Verdauung von Fetten bzw. Ölen auch beim Pferd problemlos möglich. Lediglich eine Zufuhr größerer Mengen an Fett bzw. Öl in einer Portion sollte aufgrund der beschränkten Menge an zur Verfügung stehender Gallensäure vermieden werden.
Vorteile der Ölfütterung:
- Zufuhr essentieller Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren als Vorstufen von Zellmembranen und Gewebshormonen
- Öl kann Kraftfutter als Energielieferanten ersetzen und somit eine Übersäuerung durch übermäßigen Kraftfuttereinsatz vermeiden (100ml Öl enthalten 3mal so viel Energie wie 100g Hafer)
- Förderung eines gesunden Haut- und Haarstoffwechsels sowie der Fruchtbarkeit
Nachteile der Ölfütterung:
- Energiegehalt kann bei leichtfuttrigen Pferden bzw. Ponys zu einer Überversorgung und somit zu ungewollter Gewichtszunahme führen (Energiegehalt von Ölen unbedingt bei der Rationsgestaltung beachten!)
- Öle sind relativ leicht verderblich und sollten daher immer möglichst vor Sauerstoff und direkter Sonneneinstrahlung geschützt aufbewahrt sowie nach dem Öffnen möglichst bald aufgebraucht werden
Welches Öl für welches Pferd?
Leinöl ist das wohl am häufigsten eingesetzte Öl in der Pferdefütterung. Das aus der Leinsaat gewonnene Öl ist besonders reich an Omega-3-Fettsäuren und kann somit den Fell- und Hautstoffwechsel positiv beeinflussen. Die noch teilweise im Öl enthaltenen Schleimstoffe können zudem die Verdauung unterstützen. Als stärke- und proteinarmer Energielieferant kann Leinöl ebenso bei der Auffütterung zu dünner Pferde zum Einsatz kommen ohne den Stoffwechsel zusätzlich zu belasten.
Omega-6-Fettsäuren-reiches Schwarzkümmelöl wird in den letzten Jahren vermehrt als Ergänzungsfutter für Pferde verwendet. Diesem aus Schwarzkümmelsamen gewonnenen Öl werden seit mehreren Jahrhunderten heilende Eigenschaften nachgesagt. Hierzu zählt unter anderem die positive Wirkung bei Allergien, Hautekzemen und Husten. Auch das Immunsystem soll durch Verabreichung von Schwarzkümmelöl unterstützt werden.
Ebenso wie im Humanbereich werden auch in der Pferdefütterung Hanfprodukte, wie beispielsweise Hanföl, immer beliebter. Das aus der Hanfpflanze gewonnen Öl soll über ein besonders ausgeglichenes Fettsäuremuster verfügen, so dass es trotz des geringeren Anteils an Linolensäure positiv auf Haut und Fell sowie das Immunsystem wirken soll. Dadurch kann das allgemeine Wohlbefinden des Pferdes verbessert werden.
Im Gegensatz zu den überwiegend aufgrund der hohen Gehalte an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren eingesetzten Ölen, wie Leinöl, Schwarzkümmelöl oder Hanföl, kommt das Reiskeimöl vor allem wegen seines Inhaltsstoffs Gamma-Oryzanol zum Einsatz. Dieser Bestandteil soll sich fördernd auf den Muskelstoffwechsel auswirken und so bei entsprechendem Training eine ansprechende Bemuskelung des Pferdes unterstützen. Seit dem 01.01.2019 ist Reiskeimöl ADMR-konform und kann auch bei Turnierpferden ohne Unterbrechung eingesetzt werden.
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