Viele von uns kennen es oder haben schon Bekanntschaft mit ihr gemacht. Stinkige, schwarze Stellen am Strahl oder der weißen Linie. Wenn der Huf unangenehm riecht und schwarze, schmierige Bereiche aufweist, ist es meist schon zu spät. Für viele Pferdebesitzer ein oft leidiges Thema in der kalten Jahreszeit. Matschige Paddocks, dazu eine ungepflegte Mistmatratze und meist weniger Bewegung sind ideale Bedingungen für Mauke und Strahlfäule. Sowohl mit Mauke als auch mit Strahlfäule ist nicht zu spaßen, denn besonders Strahlfäule kann für den gesamten Hufmechanismus gefährlich werden. Der Strahl wirkt wie eine Art Stoßdämpfer im Pferdehuf. Ist dieser Mechanismus defekt, kann sich das auf den gesamten Pferdeorganismus auswirken. Wichtig ist, dass nach dem Erkennen sofort gehandelt wird. Denn meist haben es sich gram negative Bakterien im Huf gemütlich gemacht und zersetzen den Hufstrahl und, wenn keine Behandlung erfolgt, oft auch das festere Hufhorn.
Was ist Strahlfäule beim Pferd?
Charakteristisch für Strahlfäule ist eine schmierige, schwarze Masse am Huf und der faulige Gestank, der durch den Zersetzungsprozess von Bakterien entsteht. Meistens sind die Hinterbeine der Pferde betroffen. Strahlfäule gehört zu den häufigeren Erkrankungen beim Pferd und oft sind Fäulnisbakterien, sogenannte Spindel-Bakterien (Fusobacterium necrophorum), der Auslöser. Die Bakterien benötigen eine feuchtwarme Umgebung ohne Sauerstoffzufuhr, um überleben zu können. Diese Bakterien sind normale Bewohner des Magen-Darmtraktes der Pferde und gelangen über den Kot in das Stroh oder den Matsch auf dem Paddock und können so den Huf befallen.
Strahlfäule ist ein Prozess, bei dem oft zuerst das Horn in der mittleren Strahlfurche zersetzt wird. Dieser Zersetzungsprozess kann sich im weiteren Verlauf auf die seitlichen Strahlfurchen ausweiten und unbehandelt auch das wesentlich festere Horn von Hufwand und Hufsohle angreifen.
Der Fäulnisprozess kann so vom Ballen aus die Saumlederhaut und den Kronsaum entlangwandern. Typische schräge, raue Ringe an der Wand können die Folge sein. Auch kann eine Strahlfäule in eine White Line Disease (Erkrankung der weißen Linie) übergehen. Durch eine langanhaltende und stärkere Reizung kann es in seltenen Fällen zu einer Entzündung der Huflederhaut kommen. Die Entzündung ist für das Pferd ein schmerzhafter und gefährlicher Prozess, da diese auch das Knochengewebe irreparabel schädigen kann. Auch Hufkrebs kann schlussendlich die Folge sein.
Wie entsteht Strahlfäule?
Es können mehrere Faktoren, teilweise auch in Kombination, bei Entstehung von Strahlfäule beteiligt sein. Oft ist Strahlfäule ein Zeichen mangelhafter Sauberkeit. Verdreckte Matratzen oder ein matschiger, kotverschmutzter Paddock bieten den Erregern einen idealen Nährboden. Der matschige Untergrund lässt das Hufhorn der Pferde erweichen und bietet Keimen somit eine gute Eintrittsstelle. Wird die Eintrittspforte zusätzlich luftdicht durch Schmutz verschlossen, können die verantwortlichen Bakterien besonders gut wachsen und sich vermehren.
Wenn der Huf zusätzlich nur alle paar Tage gereinigt wird kann es schnell zu einer ausgewachsenen Strahlfäule führen. Denn in den Rissen und Spalten des Strahls und des Horns nisten sich besonders gerne Bakterien ein.
Ein weiterer Punkt ist mangelnde Bewegung. Wenn unsere Pferde nicht adäquat bewegt werden, wird der gesamte Hufapparat nicht ausreichend mit Blut versorgt. Somit gelangen deutlich weniger Nährstoffe in den Huf und durch die mangelnde Bewegung wird das Horn zusätzlich zu wenig gereizt. Dadurch fallen weitere wachstumsanregende Faktoren weg und die Regeneration des Horns wird beeinträchtigt. Ein Teufelskreis beginnt.
Aber nicht ausschließlich äußere Faktoren können Strahlfäule fördern. Grundsätzlich scheint meist ein Stoffwechselproblem vorzuliegen. Auch anatomisch veränderte Hufe wie Zwanghufe, Bockhufe oder ein beschlagener Huf können vermehrt zu Strahlfäule führen. Dies liegt unter anderem an der Druckverteilung des Hufstrahls und die daraus resultierende Wachstumseinschränkung.
Ist Strahlfäule gefährlich?
Strahlfäule kann, wie bei allen Erkrankungen auch, gefährlich werden, wenn sie nicht behandelt wird. Strahlfäule per se ist zwar nicht gefährlich, aber ihre Folgeerscheinungen können es sein. Durch den Fäulnisprozess gelangen die Bakterien immer tiefer in das Horn, wodurch sie schwere Verletzungen und Entzündungen hervorrufen können. Diese Vorgänge können sich bis zu einer schmerzhaften Lederhautentzündung auswachsen, was zur Lahmheit des Pferdes führen kann.
Auch Folgeerkrankungen wie Strahl- oder Hufkrebs können sich entwickeln. Dabei ist „Krebs“ ein etwas irreführender Begriff, da es sich hierbei nicht im klassischen Sinne um Tumorzellen handelt. Huf- oder Strahlkrebs wird auch als Pododermatosis chronica verrucosa sive migrans bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine feuchte, chronische Entzündung mit fortschreitender Zellwucherung des Strahlepithels und fehlender Hautzellenbildung sowie Verhornung. Die erkrankten und nicht verhornten Abschnitte sind mit einem käsigen Belag bedeckt und die veränderten Lederhautpartien bilden teilweise blumenkohlartige Wucherungen aus.
Wie kann sich Strahlfäule auf den Hufmechanismus auswirken?
Ohne Strahl kein Hufmechanismus, so einfach ist das. Die Kombination aus Hufstrahl, Blättchenschicht, weißer Linie und dem Ballen stellt somit die wichtigsten Bestandteile des Hufmechanismus dar und ergibt eine federnde Elastizität des Hufes. In Folge tritt härteres Hufhorn im Wechselspiel mit den elastischen Komponenten des Hufes auf. Dieses Wechselspiel von harten Bestandteilen des Hufes mit der elastischen Hufstruktur sorgt für eine Weitergabe von Kraft und Energie.
Zu den härteren Bestandteilen des Hufes gehören die Hornkapsel und Sohle. Auf festem Boden haben bei Belastung der Tragrand, der äußere Rand der Hufsohle und die Strahlschenkel Kontakt. Dabei wird das elastische Strahlpolster zusammengedrückt, wodurch sich das Polster in die Ballengrube sowie zwischen die Hufknorpel presst. Die Folge ist ein natürlicher Druck auf den Strahl. Dabei stellt das elastische Strahl- und Ballenhorn mit den darunterliegenden Strahl- und Ballenpolstern eine erhebliche Stoßdämpfung bei Belastung dar.
Zudem wird durch diesen Mechanismus der Innenraum abwechselnd weiter und enger und presst damit das Blut aus den Gefäßen, der Bluttransport wird in den Venen vom Huf aufwärts gefördert. Somit entspricht die Wirkung der sich verformenden Hornkapsel der einer Pumpe. Das passiert nicht nur mit dem Blut, auch die Lymphe wird so aus dem Huf gefördert. Eine gute Durchblutung im Huf ist auch für die Nährstoffversorgung wichtig, denn nur wenn die Lederhäute im Huf mit genügend Nährstoffen versorgt werden, können sie ausreichend Horn produzieren.
Was hilft am besten gegen Strahlfäule?
Prinzipiell hilft Pflege und Hygiene sowie regelmäßiges Auskratzen der Hufe am besten gegen eine aufkommende Strahlfäule. Bei Pferden, die auf Grund ihrer Genetik prädisponiert sind, hilft eine gute und orthopädische Hufbehandlung. Zudem weisen Pferde, die Barhuf laufen, tendenziell weniger Strahlfäule auf als Pferde, die beschlagen sind. Falls euer Pferd beschlagen ist und tendenziell unter Strahlfäule leidet, könnt ihr in den Wintermonaten versuchen euer Pferd auf Barhuf umzustellen, um den Hufmechanismus Erholung zu bieten.
In Kürze:
- Regelmäßige Hufpflege (Strahlfurche freischneiden und wegstehende weiche Hornteile entfernen)
- Enge Trachten vermeiden
- Feuchtwarme Matschausläufe oder Koppeln von Mist freihalten bzw. ggf. für Pferde sperren
- Hufe täglich gründlich auskratzen
Für den Fall, dass euer Pferd schon kleine Stellen am Strahl aufweist, könnt ihr diese mit unterschiedlichen Produkten, die es auf dem Markt gibt, unterstützen. Marken wie Life Data Labs, Effol, equipur, Keralit, Leovet, gustav optenplatz oder auch Kevin Bacon’s Hoof Solution und viele mehr bieten, jeder für sich, Produkte zur Unterstützung an.
Allerdings gibt es kein Patentrezept, was bei Strahlfäule angewandt werden kann. Prinzipiell ist ein Ausschneiden und eine anschließende Behandlung der Stelle die vorerst beste Variante. Der Huf sollte immer sauber und trocken gehalten und entsprechende Stellen regelmäßig entfernt werden. Tierärzte verschreiben bei schwereren Verläufen teilweise Iodoformäther und Hufschmiede sowie –bearbeiter haben oft ihre eigenen Rezepturen.
Welche Hausmittel helfen gegen Strahlfäule?
Zum Töten der Bakterien wird gerne Wasserstoffperoxid (H2O2) als Hausmittel verwendet. H2O2 ist, je nach Konzentration, ein starkes Oxidationsmittel und besteht aus Wasserstoff und Sauerstoffatomen. Wasserstoffperoxid hat eine desinfizierende Wirkung und wird daher auch in der Humanmedizin zum Beispiel im Mund und Rachenbereich zur Desinfektion eingesetzt. Auch Kupfersulfat wird häufig angewendet. Kupfersulfat ist das Kupfersalz der Schwefelsäure und hat eine antimikrobielle, sowie ätzende und „gewebezusammenziehende“ Wirkung. Wird Kupfersulfat oder auch Wasserstoffperoxid falsch eingesetzt, kann es zu erheblichen Schäden in Form von Verätzungen führen.
Zu den weniger riskanten Hausmitteln zählen Therapieansätze mit einem Kupfersulfat Gel, Eichenrindenpulver zum Austrocknen der Stelle, eine Mischung aus verschiedenen ätherischen Ölen, eine Behandlung mit Essigbädern, Säubern der Stelle mit Kernseife und anschließender Trocknung oder Behandlung der Stelle mit einer Myrrhetinktur.
Es werden auch Zahnpasta (trocknet aus), Teebaumöl (wirkt antibakteriell) oder Honig und Zwiebeln bei leichter Strahlfäule angegeben.
Zudem können Homöopathische Mittel sowie Schüssler Salze wie Ferrum phosphoricum oder Silicea unterstützend eingesetzt werden.
Prinzipiell basiert die Anwendung von Hausmitteln meist aus der Not und Hilflosigkeit heraus. Es empfiehlt sich immer bei gesundheitlichen Problemen den Tierarzt oder, im Falle einer Strahlfäule, erst seinen Hufschmied oder Hufbearbeiter zu konsultieren und speziell für die Problematik entwickelte Produkte zu verwenden.
Für was ist Jodoformäther?
Iodoformhaltige Tinkturen sind in der Tiermedizin zur Behandlung von Strahlfäule am Pferdehuf weit verbreitet. Jodoformäther setzt sich aus Iodoform (CHI3) und Ether zusammen. Iodoform besteht aus einer Verbindung von Kohlenstoff, Wasserstoff und Iod. Das zitronengelbe, mikrokristalline Pulver, lässt sich schwer in Wasser lösen, zeigt aber in Ether eine gewisse Löslichkeit. Jodoformäther desinfiziert und trocknet den Strahl aus. Es fördert somit das Abheilen des Strahles.
Über die Jahre ist Iodoformäther immer stärker in Kritik geraten, zumal Iodoform als Desinfektionsmittel stetig in den Hintergrund der heutigen Medizin gestellt und von anderen Desinfektionsmitteln abgelöst wird. Oft wird Iodoformäther als 10% Lösung abgegeben. Iodoformäther wird in Apotheken nach Vorlage eines vom Tierarzt ausgestellten Rezeptes frisch zubereitet. Allerdings gibt es nur noch wenige Apotheken, die Jodoformäther herstellen und an den Endkunden abgeben. Die Behandlung mit Iodoformäther sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt und unter seiner Anleitung stattfinden.
Was kann bei Strahlfäule gefüttert werden?
Prinzipiell gilt wie immer, dass euer Pferd ausgewogen ernährt werden sollte. Zu einer ausgewogenen Ernährung zählen mindestens 1,5 kg Heu beziehungsweise ein Rohfasergemisch, welches auch aus einer Mischung aus Heu, Stroh oder Luzerne bestehen kann, sowie ein gutes Mineralfutter und eventuell ein an die Leistung angepasstes Kraftfutter.
Speziell sollte bei der Fütterung auf die Spurenelemente Zink und Kupfer sowie auf das Vitamin Biotin und die essenzielle Aminosäure Methionin geachtet werden. Zink spielt eine große Rolle für Enzyme, die für den Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel wichtig sind. Aber besonders wichtig ist Zink für eine gut funktionierende Epithelregeneration, also für die Regenerierung der Haut und der Schleimhäute.
Kupfer benötigt der Organismus für zahlreiche Stoffwechselprozesse im Bereich Nerven-, Blut-, Pigment- und Bindegewebsbildung. Es ist somit für die regelmäßige Pigmentierung der Haut sowie für die Bildung des Unterhautbindegewebes unerlässlich. Kupfer spielt auch eine Rolle bei der Keratinsynthese. Keratin ist ein Sammelbegriff für verschiedene wasserunlösliche Struktur- bzw. Faserproteine, die sich hauptsächlich im Horn, Haar, Schuppen, Federn, Nägeln und Klauen wiederfinden. Für die Bildung von Keratin sind zudem die Aminosäuren Methionin und Cystein von Bedeutung. Gerade die schwefelhaltigen Aminosäuren haben einen wesentlichen Einfluss auf die Beschaffenheit von Haut, Haar und Hufhorn.
Biotin kann den Verhornungsprozess in der Haut und den Haaren regulieren, die Struktur des Hufhorns (Wand, Trachten, Sohle und Strahl) festigen und das Hufwachstum fördern.
Welche Kräuter können bei Strahlfäule helfen?
Prinzipiell können alle Kräuter, die den Stoffwechsel begünstigen, unterstützend gefüttert werden. Aber auch durchblutungsfördernde Kräuter können den geschädigten Huf bei der Heilung unterstützen.