Hustende Pferde im Stall sind besonders über die Herbst- und Wintermonate keine Seltenheit. Allerdings kann sich aus ein bisschen Husten ganz schnell eine ausgewachsene Bronchitis entwickeln, die sich hartnäckig festsetzen und zum chronischen Husten führen kann. In diesem Beitrag erfahrt ihr, wie es zu COPD kommen kann, wie sie entsteht und wie ihr eurem Pferd Linderung verschaffen könnt. Viel Spaß beim Lesen!
Was bedeutet COPD?
Die Abkürzung COPD steht für „Chronic Obstructive Pulmonary Desease“, was so viel wie chronische atemwegsverengende Lungenerkrankung bedeutet. Im Deutschen findet man auch häufig die Bezeichnung COB für Chronische Obstruktive Bronchi(oli)tis. Sie ist auch bekannt als RAO = Recurrent Airway Obstruction (wiederkehrende Atemwegsobstruktion) oder Dämpfigkeit.
Kurz gesagt beschreibt COPD also eine chronische Lungenerkrankung, die mit Schleimbildung und/ oder Anschwellen bzw. Verkrampfen der Atemwege einhergeht. Das kann bis hin zu Atemnot führen.
Die Diagnose COPD liegt vor, wenn das Krankheitsbild bei eurem Pferd seit mindestens sechs Wochen besteht. Wird die Erkrankung durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren eingeleitet, müssen die Symptome seit mindestens drei Monaten vorliegen, ehe COPD diagnostiziert werden kann.
Abgrenzung der COPD zum Begriff Dämpfigkeit beim Pferd
Dämpfigkeit beschreibt eine chronische Atemwegserkrankung mit Ausbildung einer sogenannten „Dampfrinne“ (wird später noch beschrieben). Heutzutage ist der Begriff der Dämpfigkeit zwar noch bekannt, aber im Grunde ist hiermit das Krankheitsbild der COPD mit ihren Spätfolgen gemeint.
An welchen Symptomen erkennt ihr COPD bei eurem Pferd?
Bei Atemwegserkrankungen denken viele zunächst an Husten. Dieser muss bei einer COPD aber gar nicht zwangsläufig auftreten, z.B. wenn die Schleimmenge so gering ist, dass sie vom Pferd eher abgeschluckt wird als sichtbar als Ausfluss aus der Nase zu treten. Wenn Husten auftritt, kann dieser sowohl durchgehend als auch nur situationsbedingt sein, beispielsweise beim Verzehr von schimmeligem oder staubigem Heu. Hierbei handelt es sich dann nicht um eine Heustauballergie, sondern eine situationsbedingte Verschlechterung der Atemwegserkrankung durch die zusätzliche Belastung.
Auch die Atmung des Pferdes wird bei COPD auffälliger. In schweren Fällen kann sowohl die Ein- als auch die Ausatmung stark behindert werden. Dies führt zur Hypertrophie (Vergrößerung eines Gewebes/Organs durch Zellvergrößerung bei gleichbleibender Zellanzahl) der schrägen Bauchmuskeln.
Generell verändert sich die Atmung bei Pferden mit COPD hin zu vermehrter abdominaler Exspiration (Ausatmung). In diesem Fall spricht man von der „Bauchpresse“, da das Pferd beim Ausatmen die Bauchorgane gegen das Atmungsorgan drückt. Auf diese Weise drückt es die Luft aus der Lunge heraus. Dadurch bildet sich auch die sogenannte „Dampfrinne“ beim Pferd aus, die ihr seitlich am Bauch erkennen könnt.
Da die Atemwege durch die COPD sowieso vermehrt belastet und verengt sind, verringert sich die Leistung des Pferdes ebenfalls. Hier gilt es das Pensum anzupassen und zu schauen, mit wie viel Bewegung euer Pferd gut klarkommt. Grundsätzlich ist Bewegung natürlich gut. Nur die Dauer und Intensität, muss wahrscheinlich erstmal nach unten angepasst werden.
Die 6 Symptome von COPD auf einen Blick
- Husten (durchgehend oder nur in bestimmten Situationen)
- Vermehrt abdominale Exspiration („Bauchpresse“)
- Behinderung der Inspiration und Exspiration
- Hypertrophie der schrägen Bauchmuskeln
- Ausbildung einer „Dampfrinne“
- Leistungsminderung
Welche Ursachen für COPD bei Pferden gibt es?
Infektionen
Aufpassen müsst ihr besonders, wenn euer Pferd eine akute Infektion der Atemwege hat. Hier ist es sehr wichtig, dass ihr der Erkrankung ausreichend Zeit gebt, um wirklich ganz auszuheilen. Auch die Belastung des Pferdes sollte nicht zu früh zu schnell gesteigert werden. Lasst euch und eurem Pferd in so einem Fall lieber etwas mehr Zeit. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Infektion „verschleppt“ wird und sich im schlimmsten Fall zu einer COPD entwickelt.
Haltungsbedingungen
Eine langfristige Reizung der Atemwege kann sich aus verschiedenen Faktoren ergeben und schließlich zu einer COPD ausbilden. Dazu gehören z.B. die Ammoniakbelastung im Stall und organischer Feinstaub aus Heu und Stroh. Dieser Feinstaub enthält Mykotoxine, Schimmelpilzsporen und weitere Partikel, die vom Pferd inhaliert werden und letztendlich die Schleimhäute reizen können.
Fütterung
Im Fütterungsmanagement von Pferden solltet ihr stets auf gute Qualität des Grundfutters achten. Da auch gutes Heu und Stroh Feinstaubpartikel wie Schimmelpilzsporen in geringen Mengen enthält, könnt ihr euch vielleicht denken, wie belastend dann erst wirklich schlechtes oder sogar schimmeliges Heu für die Atemwege des Pferdes sein muss.
Allergien
Wenn die Atemwege eures Pferdes durch eine Infektion sowieso schon angeschlagen sind, reagieren sie umso empfindlicher auf zusätzliche Reize wie Staub oder Dämpfe im Stall. Meist entwickelt sich aus den gereizten Schleimhäuten dann eine Allergie auf Schimmelpilzsporen. Aber auch andere Feinstaubpartikel können der Auslöser für eine Allergie sein.
Ist die Lunge grundsätzlich schon gereizt, reagiert sie auch auf andere Faktoren als die ursprünglichen Allergene überempfindlich. So können auch Pollen oder sehr kalte bzw. sehr warme Luft und Staub ganz allgemein zum Problem für die Atmung werden.
Wie kann die Diagnose COPD gestellt werden?
Um euch einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten der Untersuchungen zu geben, die die Diagnose COPD ermöglichen, stellen wir euch im Folgenden die wichtigsten Diagnostik-Verfahren vor.
Inspiratorische Untersuchung
Bei der inspiratorischen Untersuchung wird dem Pferd eine Plastiktüte über die Nüstern gestülpt, in die es für die Dauer von ca. einer Minute atmen muss. Da bei diesem Test keine frische Luft, sondern nur die eigene, bereits verbrauchte Luft eingeatmet wird, beginnt das Pferd immer schneller zu atmen. Nimmt man die Tüte wieder weg, kommt es zu einer sehr starken Einatmung. Die dabei zu hörenden Atemgeräusche geben Aufschluss über den Zustand der Atemwege.
Endoskopie
Endoskopische Untersuchungen ermöglichen einen konkreten Blick in die Atemwege des Pferdes. Dabei kann festgestellt werden, wie viel Sekret sich in den Atemwegsorganen befindet und staut. Bei der Endoskopie kann zeitgleich Sekret entnommen werden, um es auf Bakterien zu untersuchen.
Ermittlung des Sauerstoffpartialdruckes
Um den arteriellen Sauerstoffpartialdruck zu messen und damit bestimmen zu können, wie schwer das Pferd erkrankt ist, wird Blut abgenommen. Der Sauerstoffpartialdruck wird von der Wetterlage, der geografischen Höhe und der Körpertemperatur beeinflusst. Er gilt mit einem Wert von 88,8 – 115,4 mm Hg als gesund und darunter als auffällig.
Perkussionsdiagnostik
Bei einer Perkussion klopft der Tierarzt systematisch die Nasennebenhöhlen ab. Diese Methode kann Aufschluss darüber geben, ob in diesem Bereich Herde vorhanden sind und wie groß diese sind.
KPU-Test (Kryptopyrrolurie)
Je nachdem, welche Symptome euer Pferd aufweist, kann ein Test auf Kryptopyrrolurie sinnvoll und nötig sein, da sie mit ähnlichen Symptomen wie COPD einhergeht. KPU ist eine Entgiftungsstörung beim Pferd, die durch nicht geeignete Haltung und/ oder Fütterung entstehen kann. Diese Stoffwechselstörung lässt sich in der Regel gut behandeln.
Differenzialdiagnosen
Wenn bei eurem Pferd aufgrund der Symptomatik der Verdacht auf COPD im Raum steht, gibt es einige Erkrankungen, die ähnliche Symptome aufweisen und daher von eurem Tierarzt/ eurer Tierärztin ausgeschlossen werden müssen. Welche Erkrankungen das sind, seht ihr in folgender Liste:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Erkrankungen des roten Blutbildes
- Tumoröse Erkrankungen der oberen Atemwege
- KPU
- Pseudo-EMS
- Luftsackerkrankungen
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei COPD?
Es gibt einige Möglichkeiten, wie COPD beim Pferd behandelt werden kann. Wir möchten euch zum einen verschiedene Behandlungsmethoden aufzeigen und zum anderen auf ein paar Faktoren eingehen, an denen ihr selbst ansetzen könnt, um eurem Pferd nachhaltig Erleichterung im Alltag zu verschaffen.
Medizinische Therapie
Bronchospasmolyse
Die Bronchospasmolyse ist eine Therapie zur Erweiterung der krampfartig verengten Atemwege wie es bei COPD der Fall sein kann. Dabei wird der Wirkstoff Clenbuterol eingesetzt, um eine bessere Versorgung mit Sauerstoff zu erwirken. Dieser Wirkstoff wirkt entkrampfend und löst so das krampfartige Zusammenziehen der Bronchien.
Sekretolyse
Die Sekretolyse bewirkt, dass sich Sekrete wie Schleim verflüssigen und dadurch leichter abtransportiert und abgehustet werden können. Ausgelöst wird sie durch die Wirkstoffe Dembrexinhydrochlorid oder Acetylcystein.
Entzündungshemmung
Entzündungshemmende Medikamente lassen die entzündeten Bereiche der Atemwege abschwellen, wodurch ebenfalls eine verbesserte Sauerstoffzufuhr erzielt werden kann. Mit dieser Behandlung können die Symptome zumindest zum Stillstand gebracht werden.
Alternative Therapie
Inhalation
Mit einem mobilen Inhalationsgerät können sehr gute Ergebnisse bei Pferden erzielt werden. Dabei kann eine spezielle Kochsalzlösung verwendet werden. Mit einem mobilen Gerät könnt ihr euer Pferd gleichzeitig im Schritt bewegen, was zur Folge hat, dass euer Pferd durch die tiefe Atmung besser inhalieren kann. Die Inhalation kann also optimal mit einem Spaziergang von 20-30 Minuten verbunden werden. Damit tut ihr eurem Pferd etwas Gutes. Bitte kontaktiert immer euren behandelnden Tierarzt.
(Quelle: Thieme Verlag: „Zivilisationskrankheiten des Pferdes“ Fritz C, Maleh S, Hrsg. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme 2020 Kapitel: Chronische Erkrankungen der Atemwege Absatz: Chronische obstruktive (pulmonäre) Bronchi(oli)tis, Unterpunkt: Alternative Therapieansätze.)
Phytotherapie
In der Pflanzenheilkunde findet ihr allerlei Kräuter, die als Arzneimittel für die Atemwege eingesetzt werden können. Es gibt Kräuter, die schleimlösend wirken, und Kräuter, die schleimbildend wirken. Bei COPD mit zähflüssigem Schleim empfehlen sich am ehesten schleimlösende und antibakterielle Kräuter wie z.B. Thymian, Salbei, Oregano, Spitzwegerich, Fenchel, Kamille und Lindenblüten.
Wenn sich in den Atemwege Herde befinden oder auch bei Symptomen, die bei Heustaub auftreten, wirken schleimbildende und entzündungshemmende Kräuter bei eurem Pferd besser. In diesen Fällen sind die Atemwege nämlich eher trocken und dadurch sehr gereizt. Süßholzwurzelextrakt bietet sich hier besonders an, da es entzündungshemmend auf die Schleimhäute wirkt.
Weitere Maßnahmen
Bei COPD können auch homöopathische Mittel und Schüßlersalze die Atemwege unterstützen und eine Besserung erzielen. Welches Mittel bei eurem Pferd am besten geeignet ist, muss individuell bestimmt werden.
Viszerale Osteopathie (viszeral = die Organe betreffend) oder Kraniosakraltherapie kann ebenfalls sehr gut bei Pferden mit COPD anschlagen.
Unsere Tipps für den Umgang mit COPD bei eurem Pferd
Damit die oben genannten Therapien bei eurem Pferd erfolgreich anschlagen können, müssen zunächst die Ursachen gefunden und minimiert werden. An welchen Stellschrauben ihr dabei ansetzen könnt, zeigen wir euch jetzt.
1. Haltungsumstellung / Stallwechsel
Auch wenn ihr eurem Pferd den Stress eines Stallwechsels ersparen wollt und eigentlich zufrieden seid mit eurem aktuellen Stall, ist es sinnvoll, euch nochmal in Ruhe Gedanken darüber zu machen. Vor allem wenn euer Pferd in Boxenhaltung steht, könnt ihr durch eine Umstellung in einen Aktiv- oder Offenstall eine deutliche Verbesserung der COPD erzielen.
Selbst wenn die Pferde den ganzen Tag über die Möglichkeit haben, draußen auf der Koppel oder dem Paddock zu sein, kann die Stallhaltung dazu führen, dass euer Pferd nicht genügend frische Luft bekommt. Die Kombination in einem Aktivstall oder Paddock-Trail von einer Haltung an der frischen Luft und kontinuierliche Bewegung des Pferdes ist für COPD-Patienten ideal.
2. Heu und Stroh bedampfen
Viele Pferdebesitzer sind schon darauf umgestiegen, das Heu ihres Pferdes zu bewässern, z.B. bei Allergien. Das kann zwar lästig und zeitaufwändig sein, ist aber eine gute Möglichkeit, eurem Pferd Linderung zu verschaffen.
Mittlerweile gibt es auch Bedampfungsgeräte, mit denen Heu und Stroh bearbeitet werden können. Das Gerät reinigt das Raufutter von Staub, Schimmelpilzen und Bakterien und erhöht so die Qualität des Grundfutters. Da die Pferde während der Nahrungsaufnahme die ganze Zeit die Feinstaub- und Schimmelpartikel durch die Nüstern einatmen, können die Atemwege durch ein Bedampfungsgerät sehr entlastet werden.
3. Inhalieren
Inhalation mit Kochsalzlösung ist eine Maßnahme, die ihr wunderbar selbstständig in den Stallalltag integrieren könnt. Wie genau das funktioniert, haben wir euch bei den alternativen Therapieansätzen beschrieben und vorgestellt.
4. Mit Kräutern die Atemwege unterstützen
Es gibt verschiedenste Kräuterzusammensetzungen im Ergänzungsfutterbereich, mit denen ihr die Atemwege eures Pferdes bei Husten und Atembeschwerden unterstützen könnt. In unserem Onlineshop könnt ihr gerne in der Kategorie Ergänzungsfutter Pferd – Atmung stöbern. Dort werdet ihr sicher fündig. Als kleine Hilfestellung stellen wir euch ein paar Produkte vor, die sich gut zur Unterstützung eignen:
- HippoSport® Atemwegskräuter: Unsere HippoSport® Atemwegskräuter können euer Pferd bei akuten sowie chronischen Erkrankungen der Atemwege unterstützen, das Immunsystem stärken und das Abhusten von Schleim fördern. Die ausgewählten Kräuter wirken schleimlösend und entzündungshemmend, wodurch sie die idealen Begleiter für die kalte Jahreszeit sind. Ihr könnt das Produkt lose als Kräutermischung oder als Liquid über das Futter geben oder die Kräuter als Tee aufgießen und eurem Pferd anbieten.
- IWEST Plantagines + C: Plantagines + C von IWEST ist ein pelletiertes Ergänzungsfutter zur Unterstützung des Immunsystems und der Atemwege. Es enthält zum einen Kräuter und zum anderen Vitamine, wobei der Vitamin C-Gehalt besonders hoch ist. Das Produkt kann ein leichteres und befreites Durchatmen unterstützen.
- St. Hippolyt Mucolyt: Mucolyt ist ebenfalls ein pelletiertes Ergänzungsfutter und kann dadurch ganz einfach zum Kraftfutter dazugegeben werden. Neben wertvollen Kräutern für die Atemwege enthält es auch essentielle Spurenelemente, die wichtig sind für ein intaktes Immunsystem eures Pferdes.
5. Training anpassen
Zu Anfang der Diagnose kann es Sinn machen, das Training erstmal zu pausieren und euer Pferd zwar zu bewegen, aber nur locker und mäßig. Je nach Stärke der Atembeschwerden müssen zunächst die Ursachen erforscht und bekämpft werden. Dann könnt ihr auch sehen, ob dadurch schon eine Besserung eintritt und das Training langsam wieder steigern. Wichtig ist, dass euer Pferd gut eingestellt ist. Bei einigen helfen die oben genannten Maßnahmen schon, die ihr selbst vornehmen könnt. Manche müssen nicht mal mehr inhalieren oder Medikamente geben und die Pferde kommen wunderbar mit der Erkrankung zurecht, sobald sie aus der Boxenhaltung draußen sind und z.B. in einen Offenstall umziehen. Wenn dazu noch das Heu bedampft wird, sodass dies kein Auslöser mehr sein kann, können viele Pferde gut mit der COPD leben. Dann könnt ihr auch in normalem Pensum reiten.
Wichtig bei COPD ist, dass ihr ein Auge auf die Symptome eures Pferdes habt und reagiert, sobald die Anzeichen doch wieder deutlicher oder schlechter werden. Es kann sein, dass die Symptome beispielsweise zu Zeiten des Fellwechsels oder im Winter/Sommer stärker sind und euer Pferd ansonsten gut damit klarkommt.