Hufrehe, Huflederhautentzündung, Hufgeschwür und Hufabszess – so viele Begriffe, die Huferkrankungen beschreiben, wie soll man da noch den Überblick behalten? In diesem Blogbeitrag erklären wir die Unterschiede und Zusammenhänge zwischen diesen Begriffen. Wir zeigen auch, wie man ein Hufgeschwür beim Pferd erkennt und was man dann tun sollte.
Hufgeschwür oder Hufrehe –
Was ist gemeint? Hufgeschwür und Hufabszess werden in der Regel synonym verwendet. Es geht um eine eitrige Hufentzündung. Der Begriff Hufgeschwür wird oft für Fälle verwendet, bei denen das Hufhorn zerfällt und faulige Flüssigkeit austritt. Bei Hufabszess spricht man spezifisch von der Eiteransammlung im Hufgewebe.
Der genaue Krankheitsverlauf und auch die Ursachen unterscheiden sich allerdings. In manchen Fällen wird davon ausgegangen, dass ein ausgeheilter Reheschub die Entstehung von Hufgeschwüren begünstigen kann. Mehr zu Hufrehe könnt ihr in unserem Blogartikel „Hufrehe…“ erfahren.
Wie Hufgeschwüre entstehen
Eine eitrige Entzündung der Huflederhaut entsteht, wenn Bakterien in die Hufkapsel eindringen. Die Hufkapsel besteht aus der Hufwand, der Sohle und dem Strahl. Die Huflederhaut stellt die Verbindungsschicht zwischen der Hufkapsel und den inneren Strukturen, wie dem Hufbein, dar. Bakterien können aus vielen unterschiedlichen Gründen in die Hufkapsel eindringen. So kann ein zu hoher Feuchtegehalt, sehr kleine Risse und Verletzungen oder auch eine Fehlstellung den Eintritt der Bakterien begünstigen.
Die Bakterien lösen Entzündungsprozesse aus und durch das absterbende Gewebe, die weißen Blutkörperchen und die Bakterien entsteht Eiter. Es bildet sich eine Eiterblase zwischen Hufkapsel und Huflederhaut. Da der Eiter nicht ohne weiteres entweichen kann verursacht dieser einen schmerzhaften Druck. Das Hufgeschwür „reift“ heran. Es breitet sich zwischen Hufkapsel und Huflederhaut aus und schädigt das Horn so lange, bis es eine Austrittspforte gefunden hat. Diese befindet sich häufig entlang des Kronrandes.
Die Ursachen für ein Hufgeschwür können vielseitig sein:
Offene Wunden:
Offene Wunden können als Eintrittspforte für Bakterien dienen. Dazu zählen auch kleinere Steine in der weißen Linie, Nageltritt, ein vernageltes Hufeisen, Kronentritt und Ballentritt.
Doch ob eine Wunde die Ursache für ein Hufgeschwür war lässt sich oft schwer sagen, wenn die Wunde unbemerkt verheilt ist bevor das Hufgeschwür auftritt.
Stumpfes Trauma:
Ein stumpfes Trauma kann zum Beispiel durch einen Tritt gegen die Wand entstehen. Dieses Trauma kann den Huf schwächen und damit anfälliger für Entzündungsprozesse machen.Vorerkrankungen:
Ebenso können Vorerkrankungen wie Hufrehe oder Fehlbelastungen Entzündungsprozesse begünstigen.Vorerkrankungen:
Besonders anfällig sind Hufe mit sehr weichem Horn oder sehr schlechter Hornqualität. Gründe dafür sind oft feuchte Bodenverhältnisse, schlechte Witterungsbedingungen, schlechte Stallhygiene und Mangelversorgungen des Horns.Entgiftungsprozesse und Stoffwechselerkrankungen:
Auch wird der Einfluss von Entgiftungsprozesse und Stoffwechselerkrankungen diskutiert.Symptome & Diagnose von Hufgeschwüren
Hufgeschwüre sind hochgradig schmerzhaft. Typisch ist eine plötzlich auftretende starke Lahmheit in der Stützbein-Phase des betroffenen Beins. Oft wird der Huf auch ungleichmäßig belastet. Manche Pferde laufen nur auf den Trachten, wenn das Hufgeschwür vorne im Huf ist.
Beim Abtasten des Hufs spürt man oft Wärme und einen pulsierenden Puls in der Mittelfußarterie. In manchen schweren Fällen kann es auch vorkommen, dass der untere Bereich des Pferdebeins angeschwollen ist. Diese Symptome stellen bereits die ersten Indikatoren eines Hufgeschwürs da. Zur weiteren Diagnose wird der Huf mit einer Hufzange abgetastet, um eine Schmerzreaktion auszulösen. Durch den Druck ist der Huf besonders empfindlich, gerade an der Stelle des Hufgeschwürs. Durch das Abtasten kann zusätzlich der Bereich in dem sich das Hufgeschwür befindet eingegrenzt werden. Um alternative Diagnosen wie einen Nageltritt, einen Bruch oder Hufrehe auszuschließen kann der Huf geröntgt werden.
Manchmal kann ein Hufgeschwür auch ohne Symptome auftreten, einen Auslasskanal suchen und von selbst heilen. Oft werden diese als Zufallsbefunde bei der regulären Hufbearbeitung entdeckt.
Was bei Hufgeschwüren zu tun ist
Bei einem Hufgeschwür können dir der Tierarzt oder ein Hufschmied weiterhelfen. In der Praxis begegnen Hufschmieden regelmäßig Hufgeschwüre. Ein fachkompetenter Hufschmied wird dich stets an einen Tierarzt weiter verweisen, falls dies notwendig ist.
Behandeln und Eröffnen eines Hufgeschwürs
Ist das Hufgeschwür lokalisiert und „reif“ wird es vom Hufschmied oder Tierarzt eröffnet, um die Flüssigkeit austreten zu lassen. Die obere Schicht der Sohle über dem Hufgeschwür wird vorsichtig mit einem Messer entfernt. Dadurch wird das gesunde Horn nicht oder nur wenig beschädigt.
Liegt das Hufgeschwür sehr tief, wird ein trichterförmiges Loch geschnitten. Ist die Flüssigkeit erst einmal fort, lässt auch der Druck nach. Das Loch muss gereinigt und mit einem Tupfer geschlossen werden. Dadurch wird verhindert, dass Schmutz, Bakterien und Fremdkörper eindringen. Damit der Tupfer an Ort und Stelle bleibt, wird ein Hufverband angelegt. Diese Prozedur sollte wiederholt werden bis sich eine neue Hornschicht gebildet hat.
Liegt die Huflederhaut frei, reicht ein gängiger Hufverband nicht mehr aus. Da der Huf stark belastet wird, kann die Huflederhaut in das Loch gedrückt werden und dadurch schmerzhaft gequetscht werden. Hier wird ein Hufdruckverband nötig, um weitere Komplikationen zu vermeiden.
Ist das Hufgeschwür allerdings noch nicht reif, um geöffnet zu werden, kommt ein feuchter Hufverband zum Einsatz. Ziel ist es, das Horn aufzuweichen und den Reifungsprozess zu beschleunigen. Ein Angussverband kühlt den Huf nicht nur, sondern hält ihn auch feucht, sodass der Huf leichter einen Abflusskanal für den Eiter bilden kann. Dafür wird Watte und eine Bandage verwendet, die mit Panzertape fixiert wird. Dann wird der Verband täglich mit Wasser oder Rivanol angegossen. Oft werden auch Zugsalbe oder Sauerkraut zusätzlich eingesetzt.
Ein Tipp, der inzwischen immer öfter die Runde macht, ist der Einsatz von Babywindeln als Hufverband. Diese lassen sich leicht befestigen und halten die Feuchtigkeit gut. Solange das Hufgeschwür am reifen ist, sollte das Pferd geschont werden, da der schmerzhafte Druck auch weiter besteht.
Doch was passiert ohne Behandlung?
Ein Hufgeschwür kann ohne weitere Folgen von selbst wieder ausheilen, muss es allerdings nicht. Es findet stets eine Zersetzung von Horn und Gewebe statt. Bei schlechtem Verlauf eines Hufabszesses können auch die inneren Strukturen des Hufes bis zum Hufbein beschädigt werden. In diesem Fall können Röntgenaufnahmen zur Lokalisation der Schäden, und Antibiotika notwendig werden.
Dauer eines Hufgeschwürs
Mit Behandlung sind die Heilungsaussichten sehr gut. Nach dem Aufmachen des Hufgeschwürs dauert es einige Tage bis Wochen, bis das Loch wieder zu ist. Entscheidend dafür ist die Größe des Eiterherdes. Meistens bessert sich die Lahmheit sofort nach der ersten Behandlung, wenn der schmerzhafte Druck weg ist. Manche Pferde brauchen Zeit, bis das schmerzende Gewebe heilt und sie wieder normal laufen können. Ist das Pferd schmerzfrei, kann es mit dem Hufverband wieder auf den Auslauf. Entscheide mit Hufschmied und Tierarzt, wann du dein Pferd wieder reiten kannst. Hilfreich können hier auch Hufschuhe sein, um die Hufsohle weiter zu schonen.
So kannst du Hufgeschwüren vorbeugen
Hufgeschwüre sind nicht komplett vermeidbar, aber man kann einiges tun, um das Risiko zu minimieren. Ein erster Schritt ist es auf die regelmäßige Pflege der Hufe zu achten.
Säubere die Hufe deines Pferdes täglich und kontrolliere sie auf Veränderungen und Verletzungen. Dazu kommt die fachgerechte Pflege und Korrektur der Hufe durch einen Hufschmied. Dieser kann Fehlstellungen korrigieren und eine Verschlechterung der Hornqualität frühzeitig erkennen und bei Bedarf mit Spezial-Beschlägen helfen.
Stallhygiene, ein wichtiger Punkt
Von großer Bedeutung ist die Stallhygiene. Urin und Kot können die Hufe angreifen und dazu führen, dass sich schädliche Bakterien ansiedeln. Feuchter Boden in Box und Auslauf macht den Huf weicher und anfälliger für Schäden.
Die ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung spielt auch hier eine Rolle. Mängel können zu spröden, brüchigen oder weichen Hufen, Hornspalten und Strahlfäule führen, die wiederum Hufgeschwüre begünstigen. Zur Unterstützung können Zusatzfuttermittel mit Biotin, Zink und Kupfer eingesetzt werden.
Das Hufhorn wächst langsam, daher dauert es Wochen bis Monate, bis die Hufqualität besser wird. Deshalb sollten diese Futtermittel immer über einen längeren Zeitraum gegeben werden und das Wachstum bei der Beurteilung der Versorgung berücksichtigt werden.
Ergänzungsfuttermittel zur Verbesserung der Hornqualität findest du in unserem Shop in der Kategorie Huf.
Download Infografik "Hufgeschwür beim Pferd"
Gerne kannst du dir die Infografik zum Thema "Hufgeschwür beim Pferd" hier downloaden. Falls du Fragen hast, kannst du dich gerne bei uns per Mail oder auch telefonisch melden.