/

Wenn die Hufe schmerzen: Hufrehe beim Pferd

Pferdehuf auf Wiese
sharon kingston/shutterstock.com
Wusstest du schon, dass Hufrehe beim Pferd nicht nur durch Übergewicht und falsche Fütterung entstehen kann? Falsche Ernährung und zu viel Gewicht sind wichtige Risikofaktoren für Hufrehe, aber nicht die einzigen. Doch fangen wir von vorne an:

Was ist Hufrehe und wie zeigt sie sich beim Pferd?

Der Begriff Hufrehe beschreibt eine äußerst schmerzhafte, nicht eitrige Entzündung der Huflederhaut. Der Huf besteht aus der Hufkapsel, inneren Strukturen wie dem Hufbein und dem Verbindungsglied – der Huflederhaut. Mit der Hufkapsel sind die Hufwand, die Hufsohle und der Strahl gemeint. Sie umschließen die inneren Strukturen des Hufs. Die Huflederhaut verbindet die Hufkapsel und das Hufbein über Lamellen wie ein Klettverschluss. Sie ist verantwortlich für das Hornwachstum und entsprechend stark durchblutet.

Kommt es in der Huflederhaut zu Entzündungen, schwillt diese an und es entsteht schmerzhafter Druck unter der Hufkapsel. Der Blutfluss und die Nährstoffversorgung werden gestört. Die daraus entstehende Schädigung der Lamellen kann dazu führen, dass die Verbindung zwischen Hufkapsel und Hufbein sich löst. Das Hufbein senkt sich, weil die Beugesehne daran zieht und es keine Verbindung gibt, die dagegen zieht. Der Druck der Hufbeinspitze auf die Sohle kann zu einem Sohlendurchbruch führen.

Eine mögliche Folge ist die Drehung der Hufkapsel, wenn Hufkapsel und Hufbein nicht mehr übereinstimmen. Bei sehr schweren Verläufen kann es zum Ausschuhen kommen. Die Hufkapsel löst sich dabei vollständig vom Hufbein.

Symptome eines Reheschubs

Hufrehe zeigt sich durch plötzliche Lahmheit meist an den Vorder- aber oft auch an den Hinterbeinen. Betroffene Pferde bewegen sich oft steif und versuchen Gewicht von den Vorderhufen zu nehmen. Sie zeigen einen typischen „Rehegang“, bei dem sie versuchen, die Hufe flach auf den Boden zu setzen, um den Druck auf die Hufbeine zu verringern. Bei starken Schmerzen kann es bis zu Bewegungsunwille oder dauerhaftem Liegen kommen. Weitere Symptome sind warme Hufe, pulsierende Hufarterien, hoher Ruhepuls und gestörtes Hufwachstum. Ist die Rehe bereits weiter fortgeschritten, kommt es zu sichtbaren Veränderungen der Hufkapsel. Typische Merkmale sind:

  • Eine rundlichere Form des Hufs, statt oval und symmetrisch.
  • Die Verbreiterung der weißen Linie.
  • Das Hervortreten der Hufwände nach außen, auch Laminitisringe genannt
  • Linien an der Hufwand, die auf frühere Entzündungen hinweisen.
  • Ausschuhen
  • Sowie die durch Röntgenbilder erkennbaren Veränderungen
    • Absenkung des Hufbeins
    • Rotation der Hufkapsel

Verschiedenen Stadien der Hufrehe beim Pferd

Das Vorläuferstadium der Hufrehe ist schwer zu erkennen, da die meisten Symptome erst im akuten Stadium auftreten. Dabei besteht eine leichte Entzündung der Huflederhaut. Die Pferde heben die schmerzenden Hufe öfter an und setzen sie wieder ab. Sie zeigen Unwilligkeit beim Belasten der schmerzenden Hufe. Beim Gehen und Laufen haben sie eine undeutliche Lahmheit. Oft gehen sie auf der Vorhand klemmig, im Besonderen auf harten Boden und in engen Wendungen. Eine leichte Pulsation und Wärme können ebenfalls bereits auftreten.

Im akuten Reheschub zeigen sie deutliche Lahmheit und Bewegungsunwillen. Pulsation und Wärme am Huf sind deutlich wahr zu nehmen. Die Pferde entlasten möglichst die Hufwände, was sich durch vermehrtes Abfußen über die Ballen statt der Zehen zeigt und durch die „Sägebockstellung“ – eine Kompensationshaltung bei der die Vorderbeine nach vorne ausgestellt und die Hinterbeine stärker gebeugt werden.

Nach bereits 48 Stunden kann das chronische Stadium eintreten. Die akuten Symptome klingen ab, jedoch bleiben die entstandenen Schäden und Veränderungen am Huf bestehen. Betroffene Pferde zeigen meist weiterhin Lahmheiten, können apathisch werden und es bevorzugen zu liegen. In diesem Stadium zeigen sich meist sichtbare Veränderungen am Huf und die Schäden nehmen weiter zu.

Kann man Hufrehe heilen und wird ein Rehepferd wieder reitbar?

Die Heilbarkeit von Hufrehe hängt von dem Schweregrad der Erkrankung, dem frühen Erkennen und der adäquaten Behandlung ab. Eine frühzeitig erkannte Hufrehe ist heilbar. Treten jedoch bereits Schäden auf, verschlechtert sich die Heilungsaussicht. Nach einem verheilten Reheschub bleiben die Pferde anfällig für weitere. Die frühzeitige Diagnose und Intervention sind entscheidend, um langfristige Schäden zu vermeiden.

Hufrehe behandeln erfordert Ganzheitlichkeit: Hufe entlasten und Ursachen behandeln. Zu dem medizinischen Vorgehen gehören Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente und gegebenenfalls Antibiotika. Nicht medizinische Maßnahmen sind die entsprechende Bearbeitung der Hufe, das Anpassen der Trainingsintensität und die Diätumstellung.

Die Reitbarkeit von Pferden mit Hufrehe hängt vom individuellen Fall ab. In akuten Fällen von Hufrehe ist es wichtig, das Pferd vollständig zu entlasten und ihm Ruhe zu gönnen. Nach der Behandlung und Genesung kann ein Pferd möglicherweise langsam wieder an die Arbeit gewöhnt und geritten werden. Nicht alle Pferde mit Hufrehe können wieder vollständig reitbar sein, aber viele können durch geeignete Behandlung und Pflege eine gute Lebensqualität erreichen.

Wie kommt es zu Hufrehe?

Hufrehe kann verschiedene Ursachen haben, von denen Fütterungsfehler und Übergewicht die häufigsten sind. Aber auch eine Geburt, andere Vorerkrankungen und zu hohe Belastung können Reheschübe auslösen.

Icon // Belastungsrehe

Belastungsrehe:

Der Hufmechanismus ist wichtig für den Bluttransport im Bein. Die Hufkapsel weitet und zieht sich bei jedem Schritt zusammen. Bei Überlastung oder Bewegungsmangel wird der Bluttransport gestört und es kommt zu einer Huflederhautentzündung. Risikofaktoren sind: lange Stehzeiten, sehr langes laufen, dauerhaftes Stehen oder Laufen auf harten Böden, Schonhaltungen und auch Übergewicht.
Icon // Unpassende Futtermittel

Fütterungsbedingte Rehe:

Fütterungsfehler können Veränderungen in der Darmflora verursachen durch welche Endotoxine freigesetzt werden. Diese schädigen Schleimhäute und Zellmembranen und reizen die Huflederhaut. Sehr stärke- und zuckerreiche Futtermittel oder sehr fruktanreiches Weidegras verursachen oft solche Veränderungen. Hier sind eine bedarfsgerechte Fütterung und langsame Futterumstellungen wichtig um Hufrehe zu vermeiden.
Icon // Stoffwechselerkrankungen

Stoffwechselerkrankungen:

Erkrankungen wie das Equine Cushing-Syndrom (ECS) oder das Equine metabolische Syndrom (EMS) beeinflussen stark die normale Funktion des Stoffwechsels. Sie können den Kohlenhydratstoffwechsel, die Insulinproduktion, den Proteinstoffwechsel und den Blutzuckerspiegel beeinträchtigen. Diese führen schlussendlich zu einer Störung des Bluttransportes und der Reizung der Huflederhaut. Auch hier spielt Übergewicht eine wichtige Rolle, denn zum einen ist es eine Begleiterscheinung von EMS, zum anderen wirken sich Fettablagerungen auf den Hormonhaushalt und den Stoffwechsel aus.
Icon // Vergiftungsrehe

Vergiftungsrehe:

Auch Vergiftungen stehen im Zusammenhang mit dem Stoffwechsel. Die verschiedenen Vergiftungsursachen bringen den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht und setzen Toxine im Körper frei. Vergiftungsursachen können sein:
  • Giftige Substanzen wie Pestizide, Schimmelpilze, Giftpflanzen und tierische Toxine.
  • Parasiten, die im Körper absterben und Toxine bilden.
  • Nachgeburtsverhaltung – Dabei zersetzen sich zurückgebliebene Reste der Nachgeburt und setzten Toxine frei.
  • Medikamente
Auch weitere Krankheiten können Hufrehe als Folgeerkrankung haben. Dazu zählt auch Borreliose. Eine Begleiterscheinung dieser Krankheit kann die Entzündung der Huflederhaut sein. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Ursachen nicht isoliert auftreten, sondern oft miteinander interagieren können. Zum Beispiel kann eine unausgewogene Ernährung in Kombination mit Stoffwechselstörungen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Hufrehe führen.

Prävention und Fütterungsmanagement

Vorbeugung ist der Schlüssel bei Hufrehe. Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen gehört eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung und damit einhergehend die Gewichtskontrolle des Pferdes. Dazu kommt tägliche Bewegung. Diese ist essentiell für die Durchblutung des Hufes. Beim Training achte auf den Trainingsstand und die Gegebenheiten wie den Boden. Passe das Training entsprechend an.

Regelmäßige Hufkontrolle und -pflege hält die Hufe gesund und zeigt frühzeitig ihren Zustand an. Besondere Sorgfalt ist bei einer Geburt, bei der Entwurmung, dem Weidemanagement und bei Medikamentengabe wichtig, um einer möglichen Vergiftungsrehe vorzubeugen. Ist es doch so weit gekommen und dein Pferd hatte einen Reheschub, gilt es weitere Schübe zu vermeiden. Wichtig dabei ist besonders das Fütterungsmanagement. Pferde mit Hufrehe sollten möglichst wenig zucker- oder stärkehaltiges Futter bekommen. Stattdessen solltest du auf eine faserreiche Fütterung achten.

Der Zugang zu frischem Gras sollte begrenzt werden. Hilfreich kann hier sein, Fressbremsen zu verwenden und überständige Weiden zu meiden. Gerade zu Zeiten mit hohem Fruktangehalt im Gras ist Vorsicht geboten. Mehr zu Fruktan und wann die Gehalte am höchsten sind erfährst du in unserem Magazin-Beitrag „Fruktan – Die Gefahr, die im Gras lauert“.

Worauf muss man bei Hufrehe achten?

Do’s:

  • Rufe sofort den Tierarzt, wenn du den Verdacht auf Hufrehe hast. Eine schnelle Diagnose und Behandlung können entscheidend sein.
  • Sorge für regelmäßige, angepasste Bewegung. Inaktive Pferde sind anfälliger für Hufrehe.
  • Achte auf eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung, Übergewicht und Fütterungsfehler sind Risikofaktoren für Hufrehe.
  • Kontrolliere die Hufe deines Pferdes täglich und lass regelmäßig den Hufschmied kommen.

Don’ts:

  • Vermeide eine Überfütterung von zu viel stärke- oder zuckerhaltigem Futter.
  • Lass dein Pferd nicht zu lange auf harten oder steinigen Böden gehen.
  • Zwinge dein Pferd nicht zur Bewegung wenn es sichtlich Schmerzen hat.
  • Gib deinem Pferd keinen unregulierten Zugang zu Weiden mit hohem Zuckergehalt, wenn es anfällig für Hufrehe ist.
Infokarte zum Thema: Hufrehe beim Pferd von HippoSport GmbH

Download Infografik "Hufrehe beim Pferd"

Gerne kannst du dir die Infografik zum Thema "Hufrehe beim Pferd" hier downloaden. Falls du Fragen hast, kannst du dich gerne bei uns per Mail oder auch telefonisch melden.

HippoSport GmbH

Fünf Sterne für Ihr Pferd - das ist unser Motto! Seit mehr als 25 Jahren kümmern wir uns um die Fütterung und Pflege von Pferden und bieten dafür ein großes Sortiment an verschiedenen Futtermitteln. Wir finden etwas passendes für jedes Pferd!