Für unsere Pferde und auch für uns Reiter ist es ein unangenehmes Problem, wenn auf einmal eine braune Flüssigkeit die Pferdebeine hinunterläuft. Was es mit diesem sogenannten Kotwasser auf sich hat, welche Ursachen dahinterstecken können und wie ihr euer Pferd mit Kotwasser unterstützen könnt, erfahrt ihr in diesem Blog-Beitrag.
Was ist Kotwasser beim Pferd?
Als Kotwasser oder auch freies Kotwasser wird das Austreten einer schwarzbraunen Flüssigkeit zusätzlich zum Kotabsatz bezeichnet. Dabei kann diese Flüssigkeit vor, während oder nach dem Kotabsatz austreten. Im Gegensatz zum Durchfall ist der Kot selber meistens normal geformt.
Normalerweise wird freies Wasser im Verdauungstrakt zum einen über die Darmschleimhaut aufgenommen und zum anderen mit dem Kot als gebundenes Kotwasser ausgeschieden. Bei einem erhöhten Wassergehalt im Kot spricht man von Durchfall. Liegt freies Kotwasser vor, deutet es darauf hin, dass die Wasserbindung im Darm gestört ist.
Wie läuft der Wasserhaushalt im Verdauungstrakt ab?
Die Aufnahme von Wasser findet zum einen über das Tränkewasser statt: Ein Großpferd trinkt etwa 30 Liter Wasser am Tag. Außerdem nimmt das Pferd auch über das Futter Wasser auf. Heu hat einen Wassergehalt von ca. 15%, bei Heulage liegt der Wassergehalt deutlich höher mit 25-45%.
Das Wasser gelangt entweder vermischt mit dem Futterbrei oder frei durch den Magen in den Dünndarm. Über den Darmsaft gelangen etwa 20-25 Liter Flüssigkeit pro 100kg Körpergewicht des Pferdes in den Verdauungstrakt. Bei einem Großpferd sind das bis zu 125 Liter!
Der Darmsaft vermischt sich im Dünndarm des Pferdes mit dem Futterbrei, wodurch der Wassergehalt des Futterbreis bei etwa 90% liegt.
Im Dickdarm findet die Wasseraufnahme über die Darmschleimhaut statt und der Futterbrei dickt immer weiter ein bis sich im Enddarm Kotballen bilden. Der Wassergehalt der Kotballen beträgt normalerweise 60-80%. Bei Durchfall kann sich der Wassergehalt auf mehr als 90% erhöhen.
Welche Ursachen können Kotwasser beim Pferd auslösen?
Bislang konnte noch nicht endgültig festgestellt werden, welcher Vorgang im Pferdekörper dazu führt, dass sich freies Kotwasser bildet. Die Wissenschaft geht davon aus, dass ungenügend zerkleinerte Futterpartikel dazu führen, dass weniger Wasser im Darm gebunden wird.
Stress als Auslöser von Kotwasser
Stress spielt bei der Entstehung von Kotwasser ebenfalls eine Rolle. Auch bei uns Menschen schlägt Stress oft auf den Magen und macht sich an Verdauungsproblemen erkennbar.
Dies liegt daran, dass bei Stress vermehrt Magensäure ausgeschüttet wird. Der höhere Säuregehalt im Magen führt dazu, dass der pH-Wert sinkt. Bei Stress ist meistens auch der Appetit reduziert und das Pferd frisst weniger. Dies führt dazu, dass der pH-Wert-Puffer aus dem Speichel reduziert wird. Die Kombination aus der Mehrproduktion an Magensäure und dem geringeren Puffer aus dem Speichel kann zur Bildung von Magengeschwüren führen. Auch im weiteren Verlauf des Verdauungstraktes ist der pH-Wert nun niedriger als physiologisch vorgesehen. Dadurch können im Dickdarm Bakterien absterben und die Zusammensetzung des Mikrobioms verändert sich.
Wenn bei eurem Pferd also plötzlich Kotwasser auftritt, solltet ihr überprüfen, ob sich für euer Pferd in der letzten Zeit etwas verändert hat. Fand ein Stallwechsel statt, gibt es neue Pferde in der Gruppe oder hat sich etwas im Training des Pferdes verändert? Solche plötzlichen Veränderungen können die Ursache für Kotwasser sein.
Auch die Haltung kann Stress für das Pferd bedeuten. So sind besonders rangniedrige Pferde häufiger von Kotwasser betroffen als ranghohe Pferde. Die Haltungsform spielt auch eine Rolle. Laut den Untersuchungen im Rahmen einer Doktorarbeit haben Pferde in Boxeneinzelhaltung ohne Auslauf den meisten Stress, wohingegen der niedrigste Stresslevel bei Pferden in Gruppenhaltung im Mehrraumlaufstall festgestellt wurde. (Simone Niederhöfer (2009): Stressbelastung bei Pferden in Abhängigkeit des Haltungssystems. Dissertation. Tierärztliche Hochschule Hannover)
Mehr zum Thema Stress findet ihr in unserem Beitrag „Stress beim Pferd – Was könnt ihr tun?“.
Es gibt zudem einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Kotwasser erhöhen:
- Fellfarbe: Schecken und Braune
- Geschlecht: Wallache
- Alter: häufig ältere Pferde ab 20 Jahre
- Pferdetyp: Warmblüter
Welchen Einfluss hat die Fütterung auf das Auftreten von Kotwasser beim Pferd?
Neben Stress hat auch die Fütterung unserer Pferde einen großen Einfluss auf die Entstehung von Kotwasser.
Besonders abrupte Futterumstellungen können sich auf die Zusammensetzung der Darmflora auswirken und diese verschieben. Daher tritt Kotwasser auch häufiger im Frühjahr und Herbst auf, wenn die Weidesaison beginnt bzw. endet.
Das Grundfutter kann das Auftreten von Kotwasser ebenfalls beeinflussen. Bei der Fütterung von Silage oder Heulage kann man größere Futterpartikel in den Kotballen feststellen. Das Pferd zerkaut diese Futtermittel weniger, da Silage und Heulage wasserhaltiger sind als Heu. Die größeren Futterpartikel führen dazu, dass weniger Wasser im Futterbrei gebunden werden kann und daher als freies Kotwasser vorliegt.
Wir wollen unsere Pferde möglichst artgerecht ernähren: Die Fütterung von Heu ad libitum (= zur freien Verfügung) wird immer beliebter. Manche Pferde neigen bei dieser Art der Fütterung allerdings dazu, mehr Heu zu fressen als sie benötigen. Ein zu großer Anteil an Raufutter in der Ration kann auch dazu führen, dass im Darm weniger Wasser gebunden wird. Ebenso kann Kotwasser auftreten, wenn euer Pferd große Mengen Stroh frisst.
Wie kann man Kotwasser beim Pferd vorbeugen? Unsere Tipps
Was könnt ihr tun, um Kotwasser bei eurem Pferd gar nicht erst entstehen zu lassen? Hier haben wir für euch unsere Tipps und Empfehlungen zusammengetragen.
- Heuqualität überprüfen
Um Verdauungsproblemen im Allgemeinen vorzubeugen, sollte euer Pferd immer Heu von guter Qualität erhalten. Das bedeutet, es sollte nicht schimmelig oder muffig riechen, eine hell- bis dunkelgrüne Farbe haben und nicht zu stängelig sein. Ihr könnt euer Heu mit einer Sinnesprüfung gut selbst überprüfen.
- Heumenge anpassen
Auch wenn ihr eurem Pferd etwas Gutes tun wollt: zu viel Heu kann das Auftreten von Kotwasser begünstigen. Bei empfindlichen Pferden ist es ratsam, die Heumenge zu kontrollieren und gegebenenfalls anzupassen. Pferde benötigen 1,5 bis 2kg Raufutter pro 100kg Körpergewicht am Tag. Bei einem Großpferd mit 500kg Körpergewicht sind dies etwa 10kg.
- Besser Heu als Heulage oder Silage füttern
Kotwasser tritt bei der Fütterung von Heulage oder Silage gehäuft auf. Dies lässt sich auf den höheren Wassergehalt des Futters zurückführen, der dazu führt, dass das Pferd das Futter nicht ausreichend zerkaut. Außerdem sind Heulage und Silage sehr empfindlich bei der Lagerung. Bereits bei wenig Luftzufuhr kann es zu Fehlgärungen kommen. Wenn das verdorbene Futter gefüttert wird, können Verdauungsprobleme wie Kotwasser auftreten.
- Stress vermeiden
Stress hat viele Auswirkungen auf den Organismus, unter anderem können Verdauungsstörungen wie auch Kotwasser begünstigt werden. Daher solltet ihr darauf achten, Stress bei eurem Pferd, wenn es möglich ist, zu vermeiden. Das Pferd ist ein Gewohnheitstier: besonders Veränderungen in der alltäglichen Routine können Stress auslösen.
- Fütterung auf sandigen Böden oder Sandpaddocks vermeiden
Bei der Haltung oder Fütterung von Pferden auf sandigen Böden kann es schnell passieren, dass Pferde Sand aufnehmen. Wenn sich der Sand im Darm ablagert, verlangsamt dies den Weitertransport des Futterbreis und kann die Darmschleimhaut reizen, was Verdauungsprobleme und auch Kotwasser begünstigt. Daher sollten Pferde nicht auf sandigen Böden gefüttert werden.
- Langsam anweiden
Futterumstellungen und auch das Anweiden solltet ihr langsam vornehmen. Besonders für das Anweiden könnt ihr euch einen Plan machen und die Zeiten, in denen sich euer Pferd an das frische Grün gewöhnen darf, langsam steigern. So könnt ihr Verdauungsproblemen vorbeugen, die durch eine abrupte Futterumstellung entstehen können.
Was könnt ihr eurem Pferd mit Kotwasser zur Unterstützung füttern?
Wenn es dann doch bereits so weit ist und euer Pferd Kotwasser hat, solltet ihr zuerst auf Ursachensuche gehen und diese, wenn möglich, beheben. Zusätzlich gibt es viele Ergänzungsfutter und Mittel, mit denen ihr euer Pferd über die Fütterung unterstützen könnt. Hier wollen wir euch einen Überblick geben und durch die Vielzahl an Ergänzungsfuttern und Mitteln helfen.
Welche Futtermittel eignen sich zur Fütterung bei Kotwasser?
Besonders Futtermittel, die ein großes Wasserbindevermögen haben, eignen sich zur Fütterung bei Kotwasser. Dies sind zum Beispiel Flohsamenschalen und Leinsamen. Diese weisen einen hohen Anteil an Mucopolysacchariden (Schleimstoffen) auf, die im Verdauungstrakt Wasser binden und dadurch einen Schleim bilden. Flohsamenschalen sind außerdem in der Lage neben Wasser auch Sand zu binden und damit Sandablagerungen im Darm des Pferdes zu reduzieren. Wir haben HippoSport Flohsamenschalen und Stiefel Flohsamenschalen im Sortiment. Leinsamenprodukte findet ihr in der Kategorie Leinsamen.
Das Gesteinsmehl Bentonit wird oft auch als Heilerde bezeichnet und setzt sich aus verschiedenen Tonmineralien zusammen. Durch die große innere Oberfläche kann Bentonit Wasser binden. Die negativ ionische Ladung führt dazu, dass positiv ionisch geladene Teilchen wie Schadstoffe und Bakterien an das Bentonit gebunden und ausgeschieden werden können.
Unverdauliche Faserstoffe wie Lignocellulose eignen sich ebenfalls zur Fütterung bei Kotwasser. Sie können von den Bakterien im Darm schwer fermentiert werden und werden daher auch als Ballaststoffe bezeichnet. Die Fütterung von Lignocellulose verbessert die Wasserbindung im Darm des Pferdes.
Pektine aus Obst (z.B. Apfeltreber) können während der Darmpassage Wasser binden. Bei der Fermentation durch die Bakterien im Dickdarm wird das Wasser wieder freigegeben und kann über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Dadurch kann der Wasserhaushalt des Pferdes positiv beeinflusst werden und das Auftreten von freiem Kotwasser und Durchfall reduziert werden.
Als Ergänzung zu Futtermitteln, die Wasser binden können spezielle Kräutermischungen eingesetzt werden. Diese bestehen meist aus ausgewählten Kräutern, die krampflösende und verdauungsanregende Inhaltsstoffe aufweisen. Gerbstoffe, die z.B. in Eichenrinde oder Schafgarbe enthalten sind, können die Darmschleimhaut unterstützen und stabilisieren. Zur Unterstützung der Verdauung findet ihr die Darmkräuter von Stiefel in unserem Sortiment.
Bei Kotwasser können außerdem Produkte, die Hefe enthalten, eingesetzt werden. Hier unterscheidet man zwischen Bierhefe und Lebendhefe. Bierhefe enthält im Gegensatz zu Lebendhefe keine lebenden Mikroorganismen, liefert allerdings einen hohen Anteil an B-Vitaminen, von denen sich die Mikroorganismen im Darm ernähren. Bei stärkerem Kotwasser oder Durchfall empfiehlt es sich allerdings Produkte mit Lebendhefezellen zu füttern, um die erwünschten Bakterien zu fördern und die Darmflora zu stabilisieren.
In unserem Shop findet ihr in der Themensuche „Durchfall und Kotwasser“ geeignete Produkte für euer Pferd. Besonders bewährt haben sich Arbocel (Pellet), Arbozym (Pellet), Arbozym (Pulver) und Arbozym ColoCare (Pellet).
zur Unterstützung bei Verdauungsproblemen wie Kotwasser und Durchfall
zur Unterstützung bei Verdauungsproblemen wie Kotwasser und Durchfall
zur Harmonisierung des Magen-Darm-Traktes
Unsere Produktempfehlung: HippoSport Arbozym ColoCare
HippoSport Arbozym ColoCare ist ein pelletiertes Ergänzungsfuttermittel, das vor allem bei freiem Kotwasser und Durchfall gefüttert werden kann. Durch seine Zusammensetzung und Komponenten wie Lignozellulose, Leinextraktionsschrot, Flohsamenschalen und Bentonit kann Wasser im Darm gebunden werden. Die enthaltenen Nukleotide können bei einer vorhandenen Darmentzündung dazu beitragen, dass die Darmschleimhaut sich schneller regeneriert.
Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurden 72 Pferdebesitzer mit Pferden, die an freiem Kotwasser oder Durchfall leiden als Produkttester ausgewählt. Diese durften das HippoSport Arbozym ColoCare vier Wochen lang testen und anschließend in einer Umfrage von ihren Erfahrungen berichten. Es wurden unter anderem die Parameter Kotkonsistenz, Kotgeruch, Häufigkeit des Auftretens des Kotwassers und Stärke des Kotwassers untersucht.
Nach dem vierwöchigen Fütterungszeitraum verbesserte sich die Häufigkeit des Kotwassers bei 63,89% der Pferde, sodass nach dem Praxistest 35 Pferde seltener als mehrmals pro Woche eine Kotwasser-Symptomatik zeigten. Die Kotkonsistenz verbesserte sich bei 62,5% der Pferde, wobei Veränderungen vor allem in der zweiten Woche der Fütterung auftraten. Nach der vierwöchigen Fütterung hatten 31 Pferde geformten, formstabilen Kot. Der Kotgeruch verbesserte sich nach dem Fütterungszeitraum bei 37,5% der Pferde. Auch hier traten Veränderungen vor allem in der zweiten Woche auf. Der Geruch des freien Kotwassers verbesserte sich bei 38,29% der Pferde. Bei zwölf Pferden fand eine deutliche Verbesserung aller untersuchten Parameter im Verlauf der Fütterung von Arbozym ColoCare statt.
Durch die Fütterung von Arbozym ColoCare kann also eine Verbesserung der Kotwasser-Symptomatik erreicht werden. Dabei treten Veränderungen vor allem in der zweiten Woche der Fütterung auf. Das Auftreten von Kotwasser kann viele Ursachen haben. Daher müssen auch die Haltung, Grundfütterung und die Gesundheit betroffener Pferde überprüft und optimiert werden.
Die vollständige Bachelorarbeit findet ihr auch unter unseren veröffentlichten Arbeiten.