Warum überhitzen Pferde schneller als wir Menschen?
Die Wohlfühltemperatur unserer Pferde liegt zwischen 5 und 15°C. Während der Hitzeperioden im Sommer übersteigen die Temperaturen oft diesen Wohlfühlbereich unserer Vierbeiner deutlich. Besonders nordischen Rassen, die auch im Sommer häufig etwas längeres Fell besitzen, macht die Wärme zu schaffen.
Die normale Körpertemperatur des Pferdeorganismus liegt zwischen 37,5 und 38,2°C. Steigt die Körpertemperatur durch eine körperliche Belastung und/oder eine hohe Umgebungstemperatur an, beginnt das Pferd zu schwitzen. Durch die Verdunstung des Schweißes wird die Körperoberfläche gekühlt. In der Regel kann das Pferd über diesen Effekt der Thermoregulation seine Körpertemperatur im Normalbereich halten.
Da Pferde aber einen größeren Anteil an aktiver Muskulatur als der Mensch besitzen, entsteht bei Bewegung auch mehr Wärme. Kommen weitere Faktoren hinzu, steigt das Risiko einer Überhitzung rapide an. Es gilt: Pferde überhitzen bis zu zehnmal schneller als wir Menschen.
Welche Faktoren unterstützen eine Überhitzung?
Besonders schwül-warmes Wetter lässt den kühlenden Effekt des Schwitzens sinken. Auch das Alter des Pferdes und der Trainingsstand beeinflussen die Thermoregulation maßgeblich. Gut trainierte Pferde können mit warmen Temperaturen meist besser umgehen, da auch deren Thermoregulation regelmäßig trainiert wird. Bei älteren Pferde hingegen funktioniert die Thermoregulation nicht immer einwandfrei. Zusammen mit einem schwachen Herz-Kreislauf-System steigt die Gefahr einer Überhitzung und ihren Folgen an.
Hitzschlag beim Pferd
Schafft es der Körper durch seine eigenen Kühlungsmechanismen nicht die Körpertemperatur im Normbereich zu halten, kann die Körpertemperatur stark ansteigen. Übersteigt diese den Bereich von 42°C kommt es zum Kreislaufversagen. Die körpereigenen Proteine beginnen zu denaturieren und zersetzen sich. Dieser Zustand kann lebensgefährlich für das betroffene Pferd sein.
Symptome für einen drohenden Hitzschlag
- Starkes Schwitzen
- Hohe Atemfrequenz auch im Ruhezustand (normal in Ruhe 8-16 Atemzüge/Minute)
- Erhöhter Puls (normal in Ruhe 24-48 Schläge/Minute)
- Weit aufgerissene Nüstern
- Erhöhte Körpertemperatur
- Schlappheit, hängender Kopf, Apathie
- Starke Füllung der Blutgefäße, sodass diese vermehrt sichtbar werden
- Erst dunkle, später sehr blasse Schleimhäute
- Das Pferd beginnt zu taumeln und stolpern
- Schlussendlich Kreislaufversagen mit Festliegen
Bestehen Anzeichen eines Hitzschlags, sollte unverzüglich der Tierarzt verständigt werden. Bei einer Überhitzung handelt es sich um einen ernstzunehmenden Notfall!
Bis zum Eintreffen des Tierarztes bringt man das Pferd an einen schattigen, luftigen Ort. Kann das Pferd nicht mehr laufen muss durch Sonnenschirme, Decken oder ähnliches Schatten geschaffen werden. Dem Pferd können kleine Mengen temperiertes Wasser zum Trinken angeboten werden, auf keinen Fall jedoch kaltes Wasser.
Das Pferd kann mit temperiertem Wasser abgeschwemmt werden oder mit nassen Handtüchern oder Decken bedeckt werden. Jedoch sollte auch hier darauf geachtet werden, dass dafür kein eiskaltes Wasser verwendet wird. Dies könnte den Kreislauf zusätzlich belasten.
Ist der Zustand des Hitzschlags schon weiter fortgeschritten sollte dem Pferd nichts mehr zu Trinken und Fressen angeboten werden, da der Schluckreflex gestört sein kann.
Elektrolytverlust durch Schwitzen
Durch vermehrtes Schwitzen gehen erhebliche Flüssigkeitsmengen und Elektrolyte verloren. Dabei können Pferde nur ca. 30% des Schweißes zur Abkühlung ihres Körpers über die Verdunstung nutzen.
Zu den Elektrolyten zählen im wesentlichen Natrium, Chlor und Kalium. Elektrolyte halten den osmotischen Druck in den Körperzellen aufrecht und regeln den Flüssigkeitshaushalt. Das Pferd benötigt Elektrolyte um Leistung zu erbringen.
Ein Liter Schweiß des Pferdes enthält 3,1g Natrium, 1,6g Kalium, 5,5g Chlor und 0,05g Magnesium. Schwitzt das Pferd leicht unter dem Sattel, ist am Hals und an den Flanken feucht, verliert es zwischen 1 bis 4 Liter Schweiß pro Stunde. Sind die Sattellage und der Halsbereich stärker verschwitzt, entspricht das einem Schweißverlust von 4 bis 7 Litern pro Stunde. Bildet sich zusätzlich Schweiß am Zaumzeug und teilweise Schaum an verschiedenen Stellen den Körpers, verliert das Pferd zwischen 7 und 9 Litern Schweiß stündlich. 9 bis 12 Liter Schweiß verliert das Pferd pro Stunde bei verstärkter Schaumbildung. Je nach Ausmaß des Schweißverlustes sollten entsprechende Mengen an Elektrolyten supplementiert werden.
Ein Elektrolytmangel kann sich durch verlängerte Regenerationsphasen nach der Arbeit und schlechtes Trinken äußern. Pferde mit zu großen Elektrolytverlusten sind leistungsschwach und ermüden schnell. Ein extremer Mangel kann jedoch auch bis zu Muskelkrämpfen und Herz-Kreislauf-Problemen führen.
Da das Pferd die Elektrolyte nicht speichern kann, sollten Elektrolyte unmittelbar nach der Anstrengung gegeben werden, unter Umständen auch mehrmals am Tag. Eine große Auswahl an Elektrolyten findet Ihr in unserem Onlineshop.
Pferde richtig abkühlen
Beim Abspritzen der Pferde gelten einige Dinge zu beachten. Man beginnt mit dem Abspitzen immer hinten und arbeitet sich dann nach vorne, Richtung Pferdeherz. Zudem werden zuerst die Beine von unten nach oben abgekühlt. Anschließend kann die Brust, der Hals und die Sattellage abgewaschen werden. Die Kruppe sollte nur an sehr heißen Tagen gewaschen werden, da sich viele Pferde in dieser Region schnell verspannen.
Das Abspritzen sollte insgesamt sehr langsam und nie mit eiskaltem Wasser gemacht werden. Wenn das Pferd beim Abspritzen zurück weicht, zuckt oder sich verspannt ist ihm die Wassertemperatur wahrscheinlich unangenehm. Alternativ bietet sich das Waschen mit lauwarmem Wasser und einem Schwamm an. Dies führt zudem zu einer langanhaltenden Erfrischung für das Pferd. Durch kaltes Wasser hingegen erwärmt sich die Körperoberfläche nach der Dusche sehr schnell wieder. Auch der Kopf sollte nur mit einem Schwamm abgewaschen werden, damit kein Wasser in die Ohren oder in die Augen gelangt.
Nach dem Abspritzen oder dem Abschwammen sollte das Pferd unbedingt mit einem Schweißmesser abgezogen werden, damit es schnell wieder trocknet.
Um nach der Arbeit die Pferdebeine zu kühlen sollte diese ca. 10 Minuten lang mit einem sanften Wasserstrahl abgespritzt werden. Kurzes Abkühlen der Beine bringt eher den gegenteiligen Effekt: die Beine heizen sich schnell wieder auf. Auch zum Beine Abkühlen sollte kein eiskaltes Wasser verwendet werden. Für eine durchblutungsfördernde langsame Abkühlung der Pferdebeine empfehlen sich auch Kühlgels oder Kühlgamaschen, sowie ein Ausflug in den Bach.
Hitzestress lässt sich durch folgende Maßnahmen vermeiden
- Pferde mit viel Fell (nordische Rassen, Cushing-Pferde) ggfs. scheren
- An heißen Sommertagen Weiden mit ausreichend Schattenplätzen wählen
- Im Stall sollte auf einen guten Luftaustausch geachtet werden. Ist der Stall gut belüftet und bietet ein angenehmes Klima, empfiehlt es sich die Pferde nachts auf die Weide zu stellen. Wenn es am Mittag zum Hitzestau im Stall kommt, sollten die Pferde den Tag besser auf einer schattigen Weide verbringen.
- Das Reiten sollte auf die Morgenstunden oder auf den späten Abend verschoben und das Training sollte den Temperaturen angepasst werden.
- Pferde die schon bei wenig Arbeit schnell schwitzen sollten an heißen Tagen besser nicht belastet werden.
- Transporte sind an heißen Tagen zu vermeiden, da die Luftzirkulation im Hänger meist eher schlecht ist. Unter Decken und Gamaschen entsteht ein zusätzlicher Hitzestau.
- Ein ständiger Wasserzugang sollte sowohl im Stall, als auch auf der Weide selbstverständlich sein. Dabei sollte sich das Wasser nicht erwärmen, da dies zu Verunreinigungen des Wasserbehälters führt. Warmes Wasser oder Wasser aus verunreinigten Behältern wird meist nicht mehr in ausreichender Menge von den Pferden aufgenommen.
- Ein Salzleckstein sollte immer zur freien Verfügung angeboten werden. Die Salzaufnahme kann durch regelmäßiges Abwiegen des Lecksteins überprüft werden.
- Bei großen Schweißverlusten Elektrolyte gezielt in der Futterration ergänzen.
- Warme Tage bieten sich an mit dem vierbeinigem Freund baden zu gehen. Wenn die Wasserstelle sicher ist, sollte der Abkühlung und dem Badespaß mit Pferd nichts entgegensprechen.
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