West-Nil-Virus (WNV) beim Pferd

West-Nil-Virus-Pferd
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Vor einigen Jahren war es noch ganz fern. Doch seit 2018 kann man es auch bei uns finden: das West-Nil-Virus. Allein 2022 gab es wieder 17 bestätigte Fälle von erkrankten Pferden in Deutschland, 2023 waren es 18 bestätigte Fälle. Dabei stellt das Pferd eigentlich einen Fehlwirt dar. Der eigentliche Wirt für diesen Virus sind Wildvögel. Wie das Virus vom Vogel aufs Pferd gelangt und wieso auch Menschen daran erkranken können, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Ursprung und Verbreitung des West-Nil-Virus

Wie der Name bereits vermuten lässt, stammt der Virus aus der Gegend des afrikanischen Flusses Nil. 1937 wurde er erstmals in Uganda bei Wildvögeln entdeckt. Von dort verbreitete er sich mit den Zugvögeln erst über den gesamten afrikanischen Kontinent und schließlich weltweit. Seit den 1960er Jahren tritt er auch in Europa auf. 1999 kam es zu dem ersten Ausbruch in den USA und der Virus wurde dort schnell endemisch. Dies bedeutet, dass eine Krankheit in einem begrenzten Gebiet fortwährend auftritt. Um einer ähnlichen Epidemie in Deutschland vorzubeugen, gilt das West-Nil-Virus seit 2009 als anzeigepflichtige Tierseuche bei Vögeln und Pferden.

Übertragen wird das WNV über das Blut. Als Vektor (Überträger) dienen Stechmücken. Diese stechen die betroffenen Vögel, nehmen den Erreger mit dem Blut auf und übertragen ihn beim nächsten Stich auf einen anderen Wirt. So kommt auch das Virus zum Pferd oder Menschen. Diese stellen allerdings Fehlwirte dar. Das bedeutet, dass das Virus sich in diesen Wirten nicht ausreichend vermehren kann um weiterhin ansteckend zu sein.

Verbreitung Europa und Deutschland

Im südeuropäischen Mittelmeerraum tritt das Virus bereits seit Längerem saisonal im Sommer auf. Häufig sind Italien, Griechenland, Türkei, Frankreich und Teile des Balkans betroffen. Weiter nördlich tritt es auch öfters in Rumänien, Tschechien, Ungarn, Slowakei und Österreich auf.

Betroffene Regionen in Deutschland sind bisher Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Thüringen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und auch Bayern. Dabei haben Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin das häufigste Vorkommen. Diese Bundesländer werden als Risikogebiete eingestuft. Aber auch in den angrenzenden Bundesländern wird Achtsamkeit gegenüber Mückenstichen empfohlen.

Seit 2018 nimmt die Tendenz der Ausbreitung in Deutschland stetig zu. Aus den anfänglichen 2 Fällen sind es inzwischen jährlich bis zu über 20 bestätigte Infektionen mit dem West-Nil-Virus beim Pferd geworden. Da nur in etwa 10 % der Fälle beim Pferd bemerkbare Symptome auftreten, kann die tatsächliche Zahl der Infektionen auch deutlich höher liegen.

Die milden Winter der letzten Jahre scheinen diesen Trend zu begünstigen. Durch die hohen Temperaturen überwintert das Virus in den Stechmücken. Infektionsfälle treten inzwischen bereits im Juni auf.

Symptome des West-Nil-Virus

Zeigen sich doch Symptome beim Pferd, dann treten diese zwischen 3 und 14 Tagen nach dem Mückenstich auf. Typische erste Anzeichen sind unspezifisch wie Appetitlosigkeit, Lethargie, Fieber und Koliksymptome. Auffälliger werden die Symptome, wenn es zur Entzündung des Gehirns bzw. der Hirnhaut kommt. Dann treten neurologische Symptome wie Muskelzuckungen, Hinterhandschwäche, Kopfschiefhaltung bis hin zu Lähmungen auf.

Unspezifische Symptome
  • Appetitlosigkeit
  • Apathie / Lethargie
  • Anzeichen von Kolik
  • Fieber
Symptome bei Hirnhautentzündung
  • Schwächeanfälle
  • Stolpern / Gleichgewichtsstörungen
  • Krämpfe
  • Schluckstörungen / Sehstörungen
  • Muskelzittern / Muskelzuckungen
  • Kopfschiefhaltung
  • Hinterhandschwäche
  • Ataxie
  • Festliegen
  • Lähmungen

Krankheitsverlauf des West-Nil-Virus

Diagnose

Die eindeutige Diagnose des West-Nil-Virus ist nur mittels einer Laboruntersuchung möglich. Treten ein oder mehrere der genannten Symptome auf, sollte der Tierarzt gerufen werden. Gerade wenn sich das Pferd in oder nahe einem Risikogebiet befindet oder kürzlich in einem war, sollte das West-Nil-Virus in Betracht gezogen werden.

Behandlung

Bei dem West-Nil-Virus erfolgt die Behandlung rein symptomatisch. Eine spezifische Behandlung gegen den Virus gibt es nicht. Der Pferdeorganismus entwickelt gegen den Virus spezifische Antikörper, wodurch das Pferd leichte Verläufe gut ohne weitere Intervention übersteht. Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente können zur Unterstützung verabreicht werden. Bei schwereren neurologischen Symptomen ist eine intensive Betreuung in der Klinik notwendig, um das Pferd optimal in seiner Genesung zu unterstützen. Diese kann sich über mehrere Monate erstrecken. Auch dauerhafte Schädigungen des Zentralnervensystems können vorkommen.

Wie gefährlich ist das West-Nil-Virus?

Von den etwa 8-10 % der Pferde, bei denen neurologische Krankheitserscheinungen auftreten, sterben zwischen 30 % und 50 % in Folge der Infektion.

Prävention

Impfung

Als vorbeugende Maßnahme wird derzeit, vor allem in den Risikogebieten, die Impfung gegen das West-Nil-Virus empfohlen. Diese schützt zwar nicht gegen die Infektion, verbessert jedoch die Aussichten auf einen glimpflichen Krankheitsverlauf. Auch in den an Risikogebiete angrenzenden Bundesländern wird eine Impfung von der StIKo empfohlen. Die Kosten je Injektion lagen Stand 2020 bei ca. 80 €.

Die Grundimmunisierung erfolgt am besten vor der Mückensaison im Mai, etwa Mitte März. Der Impfschutz besteht ab drei bis vier Wochen nach der Impfung. Wie bei mehreren Impfungen sind Nebenwirkungen wie eine Schwellung im Bereich der Einstichstelle oder eine leicht erhöhte Körpertemperatur möglich.

Schutz vor Mücken

Eine weitere Möglichkeit sich und sein Pferd vor dem West-Nil-Virus zu schützen, ist es, das Risiko für einen Mückenstich möglichst gering zu halten. Geeignete Maßnahmen sind:

  • Mögliche Brutplätze beseitigen oder regelmäßig reinigen. Das betrifft alle Behältnisse, in denen sich Wasser sammeln kann. Tränken sollten täglich gereinigt und das Wasser gewechselt werden. Regentonnen oder Ähnliches können mit Deckeln abgedeckt werden.
  • Abends und nachts möglichst kein Licht in der Nähe der Pferde brennen lassen. Licht zieht Mücken an und erhöht das Risiko für Stiche.
  • Wenig Zeit draußen in der Dämmerung verbringen. Die Hauptflugzeit für Mücken ist die Dämmerung. Gerade stehende Gewässer sollten zu dieser Zeit gemieden werden.
  • Aufhängen von Mückenfallen.
  • Benutzen von Insektensprays.

Anzeigepflicht: So handelst du bei Verdacht auf West-Nil-Virus

Das West-Nil-Virus zählt bei Vögeln und Pferden zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Tierhalter und deren Vertreter, Tierärzte und auch Beschäftigte in Laboreinrichtungen sind dazu verpflichtet, bei Auftreten der Krankheit dies dem Veterinäramt unverzüglich zu melden.

Bei der Meldung werden folgende Informationen benötigt:

  • Name und Anschrift des Meldenden
  • Angaben zu Standort und Haltungsform des betroffenen Tiers
  • Weitere gehaltene Tiere, die für den Virus empfänglich sind

Näheres zu Anzeigepflichtigen Tierseuchen findet ihr hier. Anzeigepflichtige Tierseuchen

Infokarte zum Thema: West-Nil-Virus von HippoSport GmbH

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Gerne kannst du dir die Infografik zum Thema "West-Nil-Virus" hier downloaden. Falls du Fragen hast, kannst du dich gerne bei uns per Mail oder auch telefonisch melden.

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