Alle Jahre wieder, immer im Frühjahr und im Herbst – das ist die Regel vieler Pferdebesitzer bei der Entwurmung ihrer Vierbeiner. Mit dieser Maßnahme soll einem gesundheitsschädlichen Wurmbefall beim Pferd vorgebeugt werden. Aber nur die Wenigstens kennen die beim Pferd bedeutenden Wurmarten sowie die Vor- und Nachteile einer routinemäßigen Entwurmung. Die Wurmkur sowie der Wurmbefall beim Pferd sollen deshalb nun einmal näher betrachtet werden.
Welche Arten von Endoparasiten sind beim Pferd relevant?
- Bandwürmer (Ancyclocephala): Der 3-8 cm lange, weißliche Plattwurm setzt sich im Bereich zwischen Dünn- und Blinddarm fest und kann somit Verstopfungen, Koliken und Durchfall verursachen. Bei starker Verwurmung können Darmentzündungen oder gar Risse im Darm die Folge sein. Als Überträger dieser Endoparasitenart gilt die Moosmilbe. Da diese Milbenart besonders im Spätsommer und Herbst stark verbreitet ist, besteht zu dieser Zeit ein erhöhtes Ansteckungspotential. Eine Behandlung ist meist von April bis Mai und von September bis November möglich.
- Kleine Strongyliden (Strongylinae): Diese Art der Endoparasiten kommt sehr häufig bei Pferden vor. Die 4-26 mm langen, weißen Rundwürmer entwickeln sich nach der Aufnahme über das Futter im Darminneren des Pferdes. Dabei ernähren sie sich von der Darmschleimhaut des Tieres, wodurch diese stark geschädigt werden kann. Während die Wachstumsphase der Larven im Winter unterbrochen wird, kann es im Frühjahr dann zu einer massenhaften Auswanderung der Würmer aus der Darmschleimhaut kommen. Dadurch können große Mengen an Giftstoffen freigesetzt werden. Die Symptome bei einem Befall mit kleinen Strongyliden können von struppigem Fell und Gewichtsverlust bis hin zu Durchfall, Koliken und Entzündungen reichen.
- Große Strongyliden (Strongylus vulgaris): Der 1,7-2,5 cm lange, rotbraune Blutwurm zählt zu den gefährlichsten Endoparasiten unter den großen Strongyliden. Die ausgewachsenen Würmer dieser Art belagern den Blind- und Dickdarm, während die Larven die Gefäßwände der Darmarterien befallen. Die Larven können bei ihrer Wanderung durch den Körper große Schäden verursachen, da sie Blutungen im Darm und Verletzungen der Arterien auslösen können. Schwere Koliken, Appetitlosigkeit, Fieber sowie ein struppiges Haarkleid können Anzeichen für einen Befall mit dieser Art von Endoparasiten sein. Die Eier der großen Strongyliden werden über den Kot ausgeschieden. Die sich daraus entwickelnden Larven wandern aus dem Kot ab und können dann vom Pferd über das Futter wieder aufgenommen werden.
- Spulwürmer (Parascaris Equorum): Die Eier der etwa 15-50 cm langen, bleistiftdicken Würmer werden über das Futter aufgenommen. Die sich daraus entwickelnden Larven wandern durch Blut- und Lymphgefäße bis zur Lunge. Anschließend gelangen sie über die Bronchien in den Rachen, werden geschluckt und können sich so im Dünndarm einnisten und weiter entwickeln. Die von den adulten Tieren produzierten Eier werden dann wieder über den Kot ausgeschieden. Befallene Pferde leiden oftmals unter chronischen Darmentzündungen und zeigen Symptome wie Durchfall, eine erhöhte Kolikneigung, struppiges Fell oder Appetitlosigkeit. Die Larven können neben der Lunge auch andere Organe, wie z.B. das Gehirn, befallen, so dass neben Lungenentzündungen ebenso zentralnervöse Störungen auftreten können.
- Pfriemenschwänze (Oxyuris Equi): Die 0,9-18 cm langen Rundwürmer nisten im Blind- und Dickdarm, wobei die geschlechtsreifen Weibchen zur Eiablage in die Analgegend wandern. Die weiß-gelben, klebrigen Eischnüre am After sind mit bloßem Auge erkennbar und sollten möglichst schnell und gründlich entfernt werden. Aufgrund des von den Eischnüren verursachten Juckreizes sind betroffene Pferde oft unruhig und scheuern sich stark. Eine kahlgescheuerte Schweifrübe kann daher ebenso ein Symptom für einen Befall mit Pfriemenschwänzen sein wie Appetitlosigkeit, vermehrt auftretende Koliken oder Schleimhautentzündungen.
- Zwergfadenwürmer (Strongyloides westeri): Diese 8-9 mm lange Art der Endoparasiten ist besonders für Saugfohlen gefährlich, da diese sich über die Muttermilch infizieren können. Befallene Fohlen können unter Darmschleimhautentzündungen, Durchfall, Lungenblutungen und Mattigkeit leiden. Wachstumsstörungen sowie ein Entwicklungsrückstand können daher langfristig die Folgen eines Befalls im Fohlenalter sein. Eine Behandlung hochtragender Stuten zur Vorbeugung einer Infektion mit Zwergfadenwürmern sollte deshalb mit dem Tierarzt abgeklärt werden.
- Lungenwürmer (Dictyocaulus Arnfieldi): Die Larven des im adulten Stadium etwa 2,5-7 cm langen Lungenwurms wandern durch die Blutgefäße des Pferdes in die Lunge und die Bronchien ein. Dadurch kommt es zu Symptomen wie Fressunlust, Husten oder virale Infekte. Aber auch Lungenentzündungen und Atemnot sind mögliche Folgen. Übertragen wird diese Parasitenart oftmals durch Esel, die weniger empfindlich gegenüber Lungenwürmern sind.
- Magendasseln (Gasterophilus Intestinalis): Hierbei handelt es sich um die etwa 1,5 cm großen, rötlich-braunen Larven der Dasselfliege. Diese legt ihre Eier zusammen mit einem klebrigen Sekret im Fell der Pferde ab, wodurch diese zum Belecken der betroffenen Stellen animiert werden. So gelangen die Eier in die Maulhöhle und nach Weiterentwicklung im Larvenstadium auch in den Magen. Dadurch können sich Symptome wie Durchfall, Koliken oder verstärkte Abmagerung zeigen. Aber auch drastischere Folgen wie Schleimhautentzündungen, Geschwüre, Blutarmut oder gar ein Magendurchbruch sind möglich. Werden also solch gelbe Eier im Fell des Vierbeiners entdeckt werden, sollten diese möglichst schnell und sorgfältig entfernt werden. Eine Bekämpfung von vorhandenen Magendasseln scheint vor allem im November und Dezember am effektivsten.
Was sind die Anzeichen einer Verwurmung beim Pferd?
Wie bereits beschrieben, befallen die verschiedenen Arten an Endoparasiten unterschiedliche Organe bzw. unterschiedliche Bereiche der einzelnen Organe. Daher zeigen die betroffenen Pferde oft auch verschiedenste Symptome. Allgemein magern von Würmern befallene Pferde oft grundlos ab, haben wenig Appetit und sind oftmals ruhig, zurückgezogen und wenig leistungsbereit. Ein stumpfes Fell oder auch Fieber sind ebenfalls häufige Anzeichen eines Parasitenbefalls. Ebenso können aber Durchfall, vermehrt auftretende Koliken oder Verstopfungen, sowie Blähungen auf eine Verwurmung beim Pferd hindeuten. Generell ist schon bei den ersten Anzeichen eines Parasitenbefalls das Heranziehen eines Tierarztes zu empfehlen.
Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Entwurmungsmethoden?
Die in den letzten Jahren gängige Methode bei der Entwurmung von Pferden ist die routinemäßige Verabreichung von 2 bis 4 Anthelminthika in gleichmäßigen Abständen über das Jahr verteilt. Dabei wird einmal zu Beginn der Weidesaison im Frühjahr, einmal zum Ende der Weidesaison im Herbst und teilweise noch 1 bis 2 Mal während der Weideperiode entwurmt.
In letzter Zeit kommt aber zunehmend auch die Methode der „zeitgemäßen/selektiven Entwurmung“ ins Gespräch. Dabei werden die Wurmkuren nicht routinemäßig verabreicht, sondern zunächst anhand von Kotproben untersucht, welche Pferde von Endoparasiten befallen sein könnten und demnach entwurmt werden sollten.
Beide Methoden haben sowohl Befürworter als auch Kritiker. Während als Vorteil der routinemäßigen Entwurmung oft der relativ geringe organisatorische Aufwand genannt wird, sind wohl die Begünstigung der Entstehung von Resistenzen bei den Endoparasiten sowie die teilweise unnötige Belastung des Magen-Darm-Traktes der Pferde als größte Nachteile anzuführen. Bei der „zeitgemäßen/selektiven Entwurmung“ stellen der organisatorische sowie der finanzielle Aufwand wohl die größten Kritikpunkte dar. Als positiv wird hingegen der auf begründete Fälle eingeschränkte Einsatz von Anthelminthika angesehen, da so das Risiko für die Entstehung von Resistenzen bei den Endoparasiten gesenkt und das empfindliche Milieu im Verdauungstrakt des Pferdes geschont werden kann. Da derzeit nur wenige Wirkstoffgruppen zur Bekämpfung von Endoparasiten zur Verfügung stehen, wird auf den Erhalt der Wirksamkeit dieser Stoffe besonders Wert gelegt. Ein unnötig häufiger Einsatz, der zur Entstehung von Resistenzen führen kann, sollte deshalb (ebenso wie beim Einsatz von Antibiotika) möglichst vermeiden werden. Oftmals scheiden sich aber die Meinungen bei der Aussagekraft von Kotuntersuchungen, da nicht alle Arten von Endoparasiten zu jeder Zeit in den Exkrementen nachweisbar sind. Die Effektivität der „zeitgemäßen/selektiven Entwurmung“ wird aus diesem Grund von Kritikern des Öfteren in Frage gestellt.
Wie kann ich mein Pferd über die Fütterung während und nach einer Wurmkur unterstützen?
Durch die Verabreichung von Wurmkuren kann der Magen-Darm-Trakt des Pferdes beeinflusst werden. Deshalb ist eine den Verdauungstrakt unterstützende Fütterung zu diesem Zeitpunkt besonders zu empfehlen.
Bei Tieren, die mit Durchfall oder Kotwasser auf das jeweilige Präparat reagieren, kann HBD’s Mytox Linderung verschaffen. Da das Ergänzungsfuttermittel die bei der Bekämpfung der Endoparasiten möglicherweise entstehenden Giftstoffe effektiv binden kann, kann es einer Reizung der Schleimhaut sowie einer Beeinträchtigung der Darmmikroben vorbeugen. Sowohl die enthaltenen Hefeextrakte als auch die zugesetzten natürlichen Tonminerale (Bentonite) weisen toxinbindende Eigenschaften auf. Um den Vierbeiner während der Wurmkur zu unterstützen und Durchfall bzw. Kotwasser zu vermeiden, empfiehlt der Hersteller täglich 10-15 g HBD’s Mytox (verteilt auf 2 Portionen pro Tag) ab dem Tag vor Verabreichung der Wurmkur zu füttern. Das Ergänzungsfutter sollte nach der Wurmkur noch für mindestens 3-4 weitere Tage zugegeben werden.
Aufgrund der meist verdauungsfördernden und prebiotischen Wirkung kann auch die Fütterung von Mash in den Tagen nach der Wurmkur eine Unterstützung für den Vierbeiner sein. Das Agrobs Alpengrün Mash kann als Kur nach der Gabe von Anthelminthika bei der Regeneration des Verdauungstraktes helfen. Das enthaltene Leinsamengranulat sowie die Flohsamen liefern einen hohen Gehalt an Schleimstoffen. Diese überziehen die Magen- und Darmschleimhaut mit einem schützenden Film und können so zur Gesunderhaltung einer intakten bzw. zur Regeneration einer gereizten Schleimhaut beitragen. Zudem können die enthaltenen Kräuter Fenchel und Kümmel die Verdauung nach der Entwurmung wieder in Schwung bringen.
Generell sollte darauf geachtet werden, dass das Pferd besonders in Stressphasen, beispielsweise ausgelöst durch die Entwurmung, ausreichend mit qualitativ einwandfreiem Grundfutter und Trinkwasser versorgt ist. Zudem sollte in dieser Zeit besonders Wert auf eine angepasste Mineralstoff- und Vitaminversorgung gelegt werden.
Bei weiteren Fragen zur unterstützenden Fütterung während der Phase der Entwurmung steht das HippoSport-Team gerne zur Verfügung.
Was kann vorbeugend gegen Parasiten unternommen werden?
Um einen unerwünschten Befall mit Endoparasiten und eine somit erforderliche Behandlung mit einem Anthelminthikum zu vermeiden, sollte man einige Hygienemaßnahmen in der Pferdehaltung beachten.
Im Stall sollte besonders Wert auf ein tägliches und gründliches Ausmisten gelegt werden. So soll eine Vermehrung der Parasiten in der Einstreu vermieden werden. Eine Tiefstreu-Aufstallung ist aus diesem Grund eher als ungünstig hinsichtlich der Vorbeugung eines Befalls mit Endoparasiten zu betrachten. Zudem sollte das Futter möglichst in Futtertrögen vorgelegt werden. Dadurch soll der Kontakt zwischen Futtermitteln und möglicherweise mit Larven oder Eiern belasteten Exkrementen bestmöglich verhindert werden.
Bei Weidegang ist ebenso wie im Stall auf ein regelmäßiges Abmisten zu achten. Zudem sollte ein korrektes Weidemanagement betrieben werden. Demnach sollte die Besatzdichte an die Weideverhältnisse angepasst sein. Ein regelmäßiger Wechsel der Pferde zwischen mehreren Umtriebsweiden senkt zudem den Infektionsdruck mit Endoparasiten. Die Ausbringung von Kalkstickstoff im Frühjahr fördert nicht nur das Wachstum des Grases, sondern dezimiert auch die Menge an Parasiten im Boden sowie auf dem Grünfutter.